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Tanodono (deu)

Tanodono: Hochzeitsgabe. Auch tandono, tanodo, tinado. Möglicherweise zusammengesetzt aus der volkssprachlichen Wurzel tem (geziemen, passen) und dem lateinischen donum^{1 H. Brunner, Die fränkisch-romanische dos, S. 549 Anm. 1 nach einer Mitteilung von Theodor Siebs. L. Feller, Morgengabe, S. 11f. schlägt dagegen eine Herleitung von tanum oder tam und donum im Sinne einer Gegengabe vor und setzt diese in Bezug zu Isidor, Etymologiae V,42: Dotem quasi do item. Praecendente enim in nuptiis donatione, dos sequitur. Ihm zufolge wäre tanodono die Hochzeitsgabe des Vaters des Bräutigams an die Braut, entweder an Stelle seines Sohnes oder als Gegengabe zu einer Schenkung des Brautvaters. P. L. Reynolds, To have and to hold, S. 119, Anm. 18 weist zurecht darauf hin, dass sich diese Interpretation lediglich mit der Verwendung von tanodono in Marculf II,15 deckt, nicht aber mit der Verwendung in den übrigen Formeln. Vgl. dazu auch H. Brunner, Die fränkisch-romanische dos, S. 548, der eine ähnliche These bei A. Heusler, Institutionen II, S. 295 überzeugend widerlegt. N. Tamassia, Tinodo, schlägt, ausgehend von der Form tinodo vor, dass es sich um ein Akronym für titulo nomineque dotis handeln könnte.}.

Herkunft und Bedeutung von tanodono sind unbekannt^{2 Vgl. dazu H. Brunner, Die fränkisch-romanische dos, S. 547-549; L. Feller, Morgengabe, S. 11f.; J. Barbier, Dotes, S. 358f.}. Belege für tanodono finden sich lediglich in der Formelsammlung des Marculf^{3 Marculf II,15 und Marculf II,16 (tanodono).}, den Formulae Salicae Bignonianae^{4 Formulae Salicae Bignonianae 6 (tinado).} und den Formulae Salicae Merkelianae^{5 Formulae Salicae Merkelianae 15 (tandono, glossiert mit tinado), 17 (folgt Marculf II,15, tandono), 19 (folgt Marculf II,16, tandono) und 22 (folgt Marculf II,9, eingefügt tandono).}. Tanodono erscheint hier als Bezeichnung für Hochzeitsgaben^{6 Die Hochzeitsgaben erfolgen dabei in unterschiedlichen Kontexten: in Marculf II,15 und (dieser folgend) Formulae Salicae Merkelianae 17 wird sie vom Vater des Bräutigams gegeben. In Marculf II,16 und (dieser folgend) Formulae Salicae Merkelianae 19 erfolgt sie nach einer auf Einigung nach einem Frauenraub folgende Eheschließung.} und wird synonym zu libellum dotis verwendet^{7 Marculf II,16 (in tanodono vel in dotis titulum), Formulae Salicae Merkelianae 17 (in tandono aut libellum dotis), Formulae Salicae Merkelianae 19 (in tandono … vel in dotis titulum), Formulae Salicae Merkelianae 22 (per epistolam tandonis aut per libellum dotis; epistolam tandonis ersetzt hier das in Marculf II,9 gebrauchte epistola cessionis). Ohne Bezug zum Begriff dos, jedoch für die Hochzeitsgabe, findet sich tanodono einzig in den beiden nicht von Marculf abhängigen Formeln Formulae Salicae Merkelianae 15 und Formulae Salicae Bignonianae 6. J. Barbier, Dotes, S. 359, Anm. 25 weist darauf hin, dass in Marculf II,15 zunächst eine villa mit einem Wohnhaus in tanodono, zwei weitere villae darauf aber similiter in dotis titulum vergeben werden, also eine Distinktion vorliege. Angesichts der synonymen Verwendung in den übrigen Formeln scheint es sich hier jedoch eher um eine Stilangelegenheit zu handeln, mit welcher der Fokus auf den Wohncharakter des ersten Landguts gelegt wird, während bei den anderen beiden villae, deren Ausstattung mit mancipia und Vieh ausführlich dargelegt wird, deren wirtschaftliche Bedeutung im Vordergrund steht.}.

Notes

Tanodono (deu)

¹ H. Brunner, Die fränkisch-romanische dos, S. 549 Anm. 1 nach einer Mitteilung von Theodor Siebs. L. Feller, Morgengabe, S. 11f. schlägt dagegen eine Herleitung von tanum oder tam und donum im Sinne einer Gegengabe vor und setzt diese in Bezug zu Isidor, Etymologiae V,42: Dotem quasi do item. Praecendente enim in nuptiis donatione, dos sequitur. Ihm zufolge wäre tanodono die Hochzeitsgabe des Vaters des Bräutigams an die Braut, entweder an Stelle seines Sohnes oder als Gegengabe zu einer Schenkung des Brautvaters. P. L. Reynolds, To have and to hold, S. 119, Anm. 18 weist zurecht darauf hin, dass sich diese Interpretation lediglich mit der Verwendung von tanodono in Marculf II,15 deckt, nicht aber mit der Verwendung in den übrigen Formeln. Vgl. dazu auch H. Brunner, Die fränkisch-romanische dos, S. 548, der eine ähnliche These bei A. Heusler, Institutionen II, S. 295 überzeugend widerlegt. N. Tamassia, Tinodo, schlägt, ausgehend von der Form tinodo vor, dass es sich um ein Akronym für titulo nomineque dotis handeln könnte.

² Vgl. dazu H. Brunner, Die fränkisch-romanische dos, S. 547-549; L. Feller, Morgengabe, S. 11f.; J. Barbier, Dotes, S. 358f.

³ Marculf II,15 und Marculf II,16 (tanodono).

⁴ Formulae Salicae Bignonianae 6 (tinado).

⁵ Formulae Salicae Merkelianae 15 (tandono, glossiert mit tinado), 17 (folgt Marculf II,15, tandono), 19 (folgt Marculf II,16, tandono) und 22 (folgt Marculf II,9, eingefügt tandono).

⁶ Die Hochzeitsgaben erfolgen dabei in unterschiedlichen Kontexten: in Marculf II,15 und (dieser folgend) Formulae Salicae Merkelianae 17 wird sie vom Vater des Bräutigams gegeben. In Marculf II,16 und (dieser folgend) Formulae Salicae Merkelianae 19 erfolgt sie nach einer auf Einigung nach einem Frauenraub folgende Eheschließung.

⁷ Marculf II,16 (in tanodono vel in dotis titulum), Formulae Salicae Merkelianae 17 (in tandono aut libellum dotis), Formulae Salicae Merkelianae 19 (in tandono … vel in dotis titulum), Formulae Salicae Merkelianae 22 (per epistolam tandonis aut per libellum dotis; epistolam tandonis ersetzt hier das in Marculf II,9 gebrauchte epistola cessionis). Ohne Bezug zum Begriff dos, jedoch für die Hochzeitsgabe, findet sich tanodono einzig in den beiden nicht von Marculf abhängigen Formeln Formulae Salicae Merkelianae 15 und Formulae Salicae Bignonianae 6. J. Barbier, Dotes, S. 359, Anm. 25 weist darauf hin, dass in Marculf II,15 zunächst eine villa mit einem Wohnhaus in tanodono, zwei weitere villae darauf aber similiter in dotis titulum vergeben werden, also eine Distinktion vorliege. Angesichts der synonymen Verwendung in den übrigen Formeln scheint es sich hier jedoch eher um eine Stilangelegenheit zu handeln, mit welcher der Fokus auf den Wohncharakter des ersten Landguts gelegt wird, während bei den anderen beiden villae, deren Ausstattung mit mancipia und Vieh ausführlich dargelegt wird, deren wirtschaftliche Bedeutung im Vordergrund steht.