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Burgundi (deu)

Burgundi: Burgunder.

Nach Orosius (gestorben um 418) leitete sich der Name Burgundi von den sogenannten burgi ab, Kastellen, um welche die Burgundi von Drusus und Tacitus im römischen Grenzgebiet angesiedelt worden seien. Nach Ammianus (gestorben um 395) wussten die Burgunder von alters her, dass sie Nachkommen der Römer seien. Aus dem 7. Jahrhundert stammt wiederum die Herkunftserzählung, die Burgunder hätten ihre Ursprünge in Skandinavien gehabt. Die frühesten Erwähnungen von Burgundi finden sich bei Plinius (gestorben 79), Tacitus (gestorben ca. 120) und Ptolemaios. Von letzterem wurden sie an der mittleren Oder oder Weichsel verortet. Wirklich greifbar werden die Burgundi erst ab ca. 278 in den römischen Quellen, als sie sich zunächst im mainfränkischen Raum niederließen. Im 5. Jahrhundert wurden die Burgundi nach einer Niederlage gegen das römische Heer von den Römern in der Sapaudia (Savoyen) mit Zentrum um Genf angesiedelt und dehnten ihr Herrschaftsgebiet von dort bis Lyon aus. Das Burgunderreich wurde 534 von den Franken erobert.

Erscheinen die Burgundi in den spätantiken Quellen auch als abgrenzbares Volk (gens), zu dem Personen zugerechnet werden konnten, so darf dies nicht im Sinne einer Abstammungsgemeinschaft verstanden werden. Vielmehr handelte es sich bei den Burgundi, wie auch bei den anderen gentes der Spätantike und des frühen Mittelalters, um flexible Traditionsgemeinschaften, die Außenstehenden die Möglichkeit boten, sich anzudocken und zu integrieren. So finden sich für die Burgundi Belege für die Aufnahme unterschiedlicher Gruppen in den Verband, unter anderem etwa auch alanischer Reiternomaden. Nach ihrer Ansiedlung innerhalb der Reichsgrenzen scheint eine rasche Annäherung an den lokalen Senatsadel stattgefunden zu haben, einhergehend mit der teilweisen Übernahme römischer Sitten durch die burgundischen Eliten. Die im zweiten Jahrzehnt des 6. Jahrhunderts entstandenen burgundischen Leges differenzierten zwischen Burgundi und Romani und verschriftlichten die vom römischen Recht abweichenden Rechtsvorstellungen der Burgundi, waren jedoch zugleich um Ausgleich und Gleichbehandlung bemüht. Ungeachtet dieser Differenzierung scheint bereits in den 530er Jahren der Romanisierungsprozess der Burgundi weit fortgeschritten gewesen zu sein. Bereits um 500 kam der Name Burgundia für das burgundische Reich auf, der nach der Eroberung des Reiches durch die Franken 534 zum Namen nicht nur für das ehemalige Herrschaftsgebiet der burgundischen Könige, sondern für das gesamte südöstliche Teilreich wurde. Abgeleitet von dieser geographischen Bezeichnung konnte Burgundio nun jede Person bezeichnen, die aus diesem Gebiet stammte.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Burgundi", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2022-04-25), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.burgundi.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-11-21)