Diaconus: Diakon, kirchliches Amt des dritten Weihegrades.
Der Begriff Diakon scheint aus jüdischer und hellenistisch-römischer Tradition zu stammen, ohne dass sich näheres über seine Herkunft feststellen ließe1 C. Schweizer, Hierarchie und Organisation, S. 74f.. Diakone sind bereits bei Paulus bezeugt (Phil. 1,1) und erscheinen im Neuen Testament als Diener und Gehilfen der Apostel2 L. Ott, Weihesakrament, S. 5.. In der Frühzeit der Kirche wurden Diakone gemeinsam mit den Bischöfen von der Gemeinde gewählt, waren diesen als Helfer zugeordnet und zunächst mit dem Vollzug der Liturgie betraut3 C. Schweizer, Hierarchie und Organisation, S. 75; L. Ott, Weihesakrament, S. 10.. Aus der Nähe zum Bischof resultierte bald die Übernahme administrativer Tätigkeiten bis hin zur Stellvertretung desselben4 C. Schweizer, Hierarchie und Organisation, S. 75; R. E. Reynolds, Early medieval tract, S. 97f.. Mit dem Konzil von Nicäa 325 wurden die Diakone innerhalb des Klerus hinter den Presbytern eingestuft. Sie erhielten fortan zwar eine Weihe dritten Grades, gehörten aber nicht dem Priesterstand an. Zugleich wurden ihre Kompetenzen eingeschränkt und ihre Aufgaben hinsichtlich der Liturgie präzisiert5 C. Schweizer, Hierarchie und Organisation, S. 76; L. Ott, Weihesakrament, S. 10; R. E. Reynolds, Early medieval tract, S. 97f.; B. Domagalski, Römische Diakone. M. Weidemann, Kulturgeschichte I, S. 230f. stellt auch für die Merowingerzeit Diakone fest, die als Stellvertreter der Bischöfe agieren konnten.. In der Merowingerzeit traten Diakone auch in der Funktion des aedituus (Pförtner, Küstner, Sakristan oder Messner6 Vgl. MLW I, „aedituus 1“, Sp. 290.) einer basilica auf7 M. Weidemann, Kulturgeschichte I, S. 231-233. Die Aufgaben des custos, der als Wächter der Kirche bei Tag und Nacht diente, waren dem des aedituus sehr ähnlich. Darüber hinaus konnte der aedituus auch kleinere Spenden für die Armen und die matricula annehmen.. Neben Diakonen sind in der frühen Kirche auch Diakoninnen bezeugt8 L. Ott, Weihesakrament, S. 18 und 26; D. Ansorge, Diakonat der Frau, S. 41f. Dies gilt jedoch vor allem für den Osten. Im Westen scheinen Diakoninnen erst im 4. Jahrhundert aufzutreten. Über ihre Aufgaben und ihre Weihe ist kaum etwas bekannt.. Im 4. und 5. Jahrhundert im Westen auf Konzilien verurteilt, finden sich in der Folge nur sehr wenige Nennungen von Diakoninnen, bei denen es sich jedoch auch um einen Ehrentitel oder die Ehefrau des Diakons handeln konnte9 D. Ansorge, Diakonat der Frau, S. 41f. Im 10.-13. Jahrhundert findet sich die Bezeichnung diaconissa auch vereinzelt für Vorsteherinnen von Klöstern.. Das Amt des archidiaconus entstand wohl im 5. Jahrhundert10 R. E. Reynolds, The organisation, S. 607.. Seit dem 6. Jahrhundert gehörten diese immer zu einer Bischofskirche und waren für die Ausbildung und Aufrechterhaltung der Disziplin der Kleriker zuständig11 M. Weidemann, Kulturgeschichte I, S. 233f.; J. Müller, Diakon, S. 6; R. E. Reynolds, The organisation, S. 606.. Bis Mitte des 9. Jahrhunderts stiegen die archidiaconi zu den wichtigsten Mitarbeitern der Bischöfe auf12 R. E. Reynolds, The organisation, S. 606.. Im hohen und späten Mittelalter war die Machtfülle einiger Diakone offenbar so angewachsen, dass sie die Position ihrer Bischöfe bedrohen konnten13 J. Müller, Diakon..
HL