Formulae - Litterae - Chartae: Leseumgebung

Litterae formatae/Epistola formata (deu)

Litterae formatae/Epistola formata: Begleitschreiben für reisende Priester, versehen mit einer bestimmten Authentifizierungstechnik.

Als litterae formatae (auch epistola formata) wurden im frühen Mittelalter bestimmte Begleitschreiben bezeichnet, die Bischöfe für reisewillige Priester aus ihrer Diözese ausstellten und mit einer bestimmten Authentifizierungstechnik versahen^{1 Grundlegend dazu C. Fabricius, Litterae Formatae. Zur Authentifizierungstechnik der litterae formatae vgl. insb. R. Pokorny, Hispana Gallica, S. 28f. Vgl. auch allg. zu Begleitschreiben für reisende Kleriker (auch epistolae/litterae commendaticiae, bzw. für Versetzungen von Priestern licentia migrandi oder dimissoria) L. Morelle, Sur les papiers, S. 40-49.}. Die Notwendigkeit für die Ausstellung solcher Schreiben ergab sich aus der spätantiken Bestimmung, dass Priester nicht ohne Aufsicht und Wissen ihres Vorgesetzten ihren Amtsort verlassen durften^{2 S. Patzold, Presbyter, S. 71f.}. Das Begleitschreiben diente dem Nachweis für die Zulässigkeit der Reise des Priesters und als Beweis für dessen moralische Qualität wie auch seine Rechtgläubigkeit, dass dieser also weder flüchtig war noch es sich bei ihm um einen Hochstapler handelte^{3 R. Pokorny, Hispana Gallica, S. 25-27; S. Patzold, Presbyter, S. 81-83. Die Reiseanlässe konnten unterschiedlicher Natur sein: Übernahme einer neuen Tätigkeit in der Zieldiözese etwa, aber auch Verwandtenbesuche oder Pilgerfahrten finden sich.}. Die den litterae formatae zugrundeliegende Authentifizierungstechnik^{4 Zur Authentifizierungstechnik der Litterae formatae vgl. insb. R. Pokorny, Hispana Gallica, S. 28f.} durfte im Umfeld des Konzils von Nicaea (325) entstanden sein, wurde im frühen Mittelalter aber häufig als regula Attici dem Patriarchen Atticus von Konstantinopel († 425) zugeschrieben^{5 Zur Herkunft ausführlich C. Fabricius, Litterae Formatae, S. 41-53. Zur weiten Verbreitung der Atticus-Regula vgl. R. Pokorny, Hispana Gallica, S. 23f. Anm. 78.}. Mit der Erneuerung der älteren Vorschriften zur Ordnung der Kirche in karolingischer Zeit nahm die Verbreitung der neuerlich verbindlich gemachten litterae formatae stark zu^{6 S. Patzold, Presbyter, S. 74f.}. Ab Mitte des 9. Jahrhunderts wurde die Anleitung zur Herstellung des Authentifizierungscodes zunächst mit in das eigentliche Schreiben aufgenommen^{7 R. Pokorny, Hispana Gallica, S. 32-35.}, bevor sie zugunsten anderer Beglaubigungsmittel, insbesondere der Besiegelung, aufgegeben wurde^{8 S. Patzold, Presbyter, S. 76.}. Die Bezeichnung als litterae formatae oder auch einfach als formatum findet sich noch im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit für den schriftlichen Nachweis über die erhaltenen Weihen^{9 W. Prange, Das Format, S. 217.}.