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Dos (deu)

Dos: wörtlichGabe“; in Bezug auf die EheMitgift“, „BrautgabeoderEhegabe. Synonym können auch Abtretungsbegriffe wie cessio, donatio, donatum, dotalicium, maritagium, osculum, sponsalia oder sponsalicium verwendet werden. Dos kann darüber hinaus auch „die Schenkung der Eltern eines Oblaten an ein Kloster“, „das Ausstattungsgut einer Kirche“ oder „die Schenkungsurkundebezeichnen.

In der römischen Tradition bezeichnet der Begriff die Güter, die ein Vater seiner Tochter in ihre Ehe mitgibt. Diese gehen in den vollen Besitz des Ehemannes über und dienen der Versorgung der Frau und gegebenenfalls der Kinder. Die Verfügungsgewalt des Ehemannes über diese Güter ist daher eingeschränkt. Im 4. Jahrhundert entwickelt sich die donatio nuptialis. Diese Schenkung des Mannes an die Frau findet vor der Ehe statt und soll ebenfalls der Versorgung der Frau und der gemeinsamen Kinder dienen. In den Leges kann der Begriff dos die dos ex marito, eine Schenkung (der Verwandten) des Mannes an die (Verwandten der) Frau vor oder zum Zeitpunkt der Hochzeit, bezeichnen. Die dos ex marito geht in den gemeinschaftlichen Besitz der Eheleute über, dient während der Ehe dem Wohl der Familie und steht danach der Frau zu, zum Teil allerdings nur treuhänderisch für die Kinder. Darüber hinaus kann dos auch das Geschenk des Bräutigams an die Braut am Morgen nach der Hochzeitsnacht, die sogenannte „Morgengabe“, bezeichnen. Im Frühmittelalter verschmelzen beide Traditionen zu einer neuen dos, einer vor der Eheschließung verhandelte und in einem libellum dotis festgehaltene Schenkung des Bräutigams an die Braut, die sie im Falle seines vorzeitigen Ablebens oder der unverschuldeten Scheidung erhält, bis dahin aber unter der Kontrolle des Mannes verbleibt. Ab dem 8. Jahrhundert wird die dos in Konzilien und Kapitularien zum konstitutiven Element der Ehe erhoben.

BQ

Empfohlene Zitierweise:

Quintelier, Bart, "Dos", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2021-12-09), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.dos.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-04-27)