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Potestas (deu)

Potestas: im engeren Sinne die Macht, die Gewalt, die Herrschaft; im weiteren Sinne das Vermögen, die Kraft.

Potestas konnte im antiken Sprachgebrauch im weitesten Sinne das Verfügen über die physische Fähigkeit, eine bestimmte Handlung auszuführen, oder aber auch das eines Rechtes zu dieser Handlung bezeichnen. Im privatrechtlichen Bereich findet sich potestas vor allem zur Bezeichnung der Gewalt des Hausvaters (pater familias) über die Mitglieder seiner familia (sog. patria potestas) oder zu der der Gewalt über eine Sache. Römische Magistrate wiederum konnten Kraft ihrer potestas Regeln erlassen und ihre Einhaltung durchsetzen, wobei die höchste potestas (das imperium maius), gemeinsam mit der höchsten auctoritas, dem Kaiser zukam. In der sich der sich seit der Spätantike durchsetzenden christlichen Lehre von jener Gottes abgeleitet, wurde diese regia potestas durch Delegation auch zur Quelle der potestas der weltlichen und geistlichen Amtsträger und bezeichnete nunmehr nicht so sehr die legitime Amtsgewalt als vielmehr die allgemeine Herrschaftsgewalt. Seit dem 5. Jahrhundert gerieten die aus der potestas abgeleiteten Ansprüche der Herrscher in ein Spannungsfeld zu jenen aus der in den sakralen Bereich verschobenen auctoritas begründeten der Kirche.

BQ/HL

Empfohlene Zitierweise:

, "Potestas", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2025-08-26), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.potestas.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2025-12-25)