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Matricula (deu)

Matricula: in der Grundbedeutung ein Verzeichnis, eine Liste; als Bezeichnung in der Regel synonym zu brevis für die Klerikermatrikel (Verzeichnis der Kleriker) verwendet.

Eine Sonderform der matricula entwickelte sich im 6. Jahrhundert im gallischen Raum in Form der Armenmatrikel, einem Verzeichnis von Armen (den matricularii), die von einer Kirche unterhalten wurden und in einer ebenfalls matricula genannten Wohnstätte nahe des Kircheneingangs untergebracht waren. Die Zahl der matricularii überschritt nie 40 Personen und wurde in späterer Zeit zunehmend auf 12 beschränkt. Im 7. Jahrhundert entwickelten sich die matricularii durch die Übernahme einfacher Tätigkeiten für die Kirche hin zu einer Kongregation von Dienstleuten mit eigenem Anstaltsvermögen und regelmäßigen Einkünften. Reformbemühungen in der Karolingerzeit, die Armenmatrikel wieder auf ihre Funktion als Fürsorgeanstalt zurückzuführen, scheiterten. In der Folge näherte sich die Bedeutung von matricula wieder jener als Klerikermatrikel an.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Matricula", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2021-12-09), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.matricula.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-12-23)