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Lex (deu)

Lex: wörtlich „das Gesetz.

Zunächst die Bezeichnung für die Entscheidung einzelner Rechtsfälle, entwickelte sich lex in der frühen Kaiserzeit zur allgemeinen Bezeichnung für Gesetze. In Ergänzung zum mos maiorum bildete die lex als gesetztes Recht gemeinsam mit der von ihr abgegrenzten consuetudo (dem Gewohnheitsrecht das ius (Recht) und wurde (gemeinsam mit der consuetudo) zum zentralen Orientierungspunkt für die Rechtspraxis. Die Unterscheidung zwischen geschriebenem (lex) und ungeschriebenem (consuetudo) Recht als gleichrangige Bestandteile des Rechtes (ius) wird auch von Isidor beschrieben, der anknüpfend an die antiken Schriftsteller ihre Gültigkeit von ihrer Übereinstimmung mit der ratio und dem über sie bestehenden Konsens abhängig machte. Im Frühmittelalter verliert sich diese enge Vorstellung von lex. Oftmals weitgehend synonym zu ius, consuetudo oder mos verwendet konnte lex nun neben dem einzelnen Gesetz auch für das Verbindliche schlechthin stehen, wobei die Merkmale Setzung und Schriftlichkeit nicht mehr entscheidend waren. Ebenso findet sich lex nun als Referenz auf die schriftlich gefassten germanischen Stammesrechte und das römische Recht oder auch als Bezeichnung für rechtliche Verfahren. Eine Wiederbelebung des alten antiken Inhaltes von lex begann schließlich im 11. Jahrhundert und bereitete den Boden für die hochmittelalterlichen Rechtsvorstellungen. Neben der weltlichen lex kannte die kirchliche Rechtslehre auch die lex divina (synonym unter anderem lex aeterna, lex naturalis, ius naturale, natura, ratio oder veritas). Als Wort Gottes unveränderlich, war sie dem menschlichen Gesetz übergeordnet und Maßstab für menschliches Handeln.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Lex", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2021-12-09), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.lex.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-11-21)