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Pagus (deu)

Pagus: wörtlich „Gebiet mit festen Grenzen“, modern Distrikt, Gau.

Mit pagus wurde in der Antike ein fest abgegrenztes, nichturbanisiertes Gebiet, dessen Bevölkerung in Einzelhöfen und Dörfern lebte, bezeichnet. Pagus konnte im römischen Sprachgebrauch einen Distrikt innerhalb einer civitas bezeichnen und scheint sich in der Spätantike vor allem auf das Umland der civitas bezogen zu haben. Die frühmittelalterliche Einteilung des Frankenreiches in pagi baute vermutlich auf der spätantiken Siedlungsstruktur auf und folgte grob dem römischen civitas-System. Ein pagus entsprach dabei im gallischen Raum zumeist dem Teilgebiet einer civitas mit einem vicus oder castrum als namengebendem Vorort und villae als untergeordneten Siedlungseinheiten. In der Merowingerzeit scheint pagus noch einen administrativen Charakter besessen zu haben. Mit dem Aufkommen der Bezeichnung comitatus zum Ausgang des 8. Jahrhunderts als administrative Bezeichnung scheint pagus dagegen nur noch als geographische Einheit Verwendung gefunden zu haben. Im 11. und 12. Jahrhundert wurde pagus auch in dieser Bedeutung durch comitatus abgelöst, kam in der Folgezeit allerdings regional als Bezeichnung für kleinere Einheiten wie villae wieder in Gebrauch.

Pagenses: in fränkischer Zeit die freien, keinem anderen Herren als dem König unterworfenen Bewohner eines pagus, denen öffentliche Rechte und Pflichten oblagen.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Pagus", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2021-12-09), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.pagus.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-12-23)