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Decima (deu)

Decima: Zehnt, wörtlich der zehnte Teil.

Allgemein bezeichnet die decima eine Abgabe in Höhe des zehnten Teils eines bestimmten Einkommens, ohne dass damit eine Aussage über den die Abgabe Leistenden und Empfangenden verbunden ist^{1 S. Patzold, Presbyter, S. 245-248. Neben dem Kirchenzehnten gab es etwa auch den von Herrenland entrichteten Salzehnten. Vgl. zu diesem G. Patt, Studien. Bei den als nona et decima bezeichneten Zehnten wiederum handelt es sich um einen säkularen Zehnt, der auf prekarisch geliehenes Kirchenland als Pacht entrichtet wurde. Vgl. G. Constable, Monastic Tithes, S. 29; S. Patzold, Presbyter, S. 248-250. Zu weiteren Verwendungen von decima als Zehnt vgl. S. Patzold, Presbyter, S. 245-247.}. Von besonderer Bedeutung war die decima als Zehnt, der an die Kirche abzuführen war. Den zehnten Teil des Einkommens an den Tempel abzugeben war bereits im Judentum und vielen antiken Religionen gängige Praxis. Im frühen Christentum handelte es sich zunächst um eine freiwillige Abgabe, die im 6. Jahrhundert im gallischen Raum durch Kirchenrecht reglementiert wurde und sich zu einer für alle Gläubigen verpflichtenden Abgabe entwickelte^{2 G. Constable, Monastic Tithes, S. 19f. und 27-29; G. Patt, Studien I, S. 128-133; J.-P. Devroey, Dîme et économie, S. 37. Strittig ist der Zeitpunkt der Entwicklung des Zehnts zur Pflichtabgabe. Gegen die ältere Forschung, die die allgemeine Zehntpflicht erst in karolingischer Zeit ansetzt, S. Patzold, Verortung; S. Patzold, Presbyter, S. 251-261, der die Zehntpflicht als Voraussetzung für die karolingischen Normtexte sieht und nicht als deren Ergebnis. Differenziert bereits auch Constable.}. In karolingischer Zeit wurde die Zehntpflicht in den Kapitularien betont und zugleich die Abführung des Zehnten neu geordnet. Hatte es den Gläubigen bis dato freigestanden, an welche Kirche sie ihren Zehnt leisten wollten, so wurde nun die Kirche als Empfängerin vorgeschrieben, in welcher der Gläubige die Messe hörte, die Beichte ablegte und seine Kinder taufen ließ^{3 S. Patzold, Presbyter, S. 264-271; S. Patzold, Verortung, S. 303f. Zu den Implikationen dieser Festlegung auf die Ausbildung der Pfarrbezirke vgl. ebd. Empfänger des Zehnt war der Priester der Kirche, oftmals unter Aufsicht von Vertretern der Gemeinde, gelegentlich auch der bischöflichen Kontrolle unterworfen. Vgl. G. Patt, Studien I, S. 148f.; S. Patzold, Verortung, S. 306f.}. Geleistet wurde der Kirchenzehnt in karolingischer Zeit nahezu ausschließlich auf landwirtschaftliche Erträge. Zehnte auf Einkommen und handwerkliche Produkte blieben dagegen weitgehend bedeutungslos^{4 G. Patt, Studien I, S. 138-142. Der Zehnt wurde dabei je nach Ertragsart differenziert und unterschiedlich berechnet. Wie der Zehnt genau festgelegt wurde unterschied sich von Region zu Region. Geleistet wurde der Zehnt in Naturalien. Die Umwandlung in monetäre Leistungen, gemeinsam mit der Fixierung ihrer Höhe, fand erst im 12. Jahrhundert statt, vgl. G. Patt, Studien I, S. 138-142. War der Zehnt auch theoretisch personenbezogen und von jedem Gläubigen unabhängig von Stand und Wohlstand zu leisten, so entwickelte er sich rasch zu einer auf Grundbesitz bezogenen Abgabe, die zunächst einer bestimmten Pfarrkirche zugewiesen war. Die Zehntbezirke der Kirchen ergaben sich aus diesen Zuweisungen und waren nicht zwingend deckend mit den eigentlichen Pfarreisprengeln. Vgl. S. Patzold, Presbyter, S. 295-299.}. Lange Zeit wurde der Kirchenzehnt als Almosen betrachtet, der den Bedürftigen zukommen sollte. Bereits früh wurden dafür Verteilungsschlüssel etabliert, die den Zehnt drittelten oder viertelten und je einen Teil dem Unterhalt des Ortsklerus, des Kirchengebäudes, dem Bischof sowie den Armen zuwiesen^{5 G. Constable, Monastic Tithes, S. 27-29 und 42-56; G. Patt, Studien I, S. 147-155; J.-P. Devroey, Dîme et économie, S. 37f.; S. Patzold, Verortung, S. 304f. Bei einer Drittelung entfielen entweder der Teil des Bischofs oder der der Armen. Dem Eigentümer der Kirche kam dagegen, anders als von der Forschung lange angenommen, kein Anteil an den Einkünften aus dem Zehnten zu. S. Patzold, Presbyter, S. 271-294.}. Ab der Mitte des 9. Jahrhunderts, vor allem aber seit dem 10. Jahrhundert, begannen sich die Zehnteinkünfte von den Pfarrkirchen zu lösen und damit zur Verfügmasse der Zehntherren zu werden^{6 S. Patzold, Presbyter, S. 299-301; G. Patt, Studien I, S. 146-151.}.