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Leudes (deu)

Leudes: (Freie) Männer. Frankolatinismus, ursprünglich wohl für Mann oder erwachsenes Mitglied eines Volksverbandes, später besondere Gruppe unter den Freien; in der Form leod/leudi(s) auch zu leistende Buße bei der Tötung eines Freien (in karolingischer Zeit durch werigeldus abgelöst.

Ursprünglich bezeichnete der Frankolatinismus leudes wohl die freien Männer, bevor es im 6. und 7. Jahrhundert zu unterschiedlichen semantischen Ausdeutungen des Begriffes kam. So findet sich leudes im burgundischen Recht für die einfachen freien Männer, während die fränkischen leudes eine soziale Aufwertung erfuhren. Im Frankenreich scheint leudes zunächst vor allem das kriegerische Gefolge des Königs bezeichnet zu haben. Sie standen rangmäßig unter den antrustiones, waren dem König durch einen Eid verpflichtet (leudesamio) und genossen besonderen Königsschutz. In der unmittelbaren Umgebung des Königs angesiedelt, konnten sie auf die Entscheidungen am Hof Einfluss nehmen, als Vertraute besondere Aufträge wie Gesandtschaften übernehmen oder Heerscharen anführen. Im Laufe des 7. Jahrhunderts gingen einige dieser leudes in den optimates, andere wiederum in den fideles auf. Seit dem 8. Jahrhundert findet sich leudes/leudi fast ausschließlich im weiteren Sinne als allgemeiner Begriff für die Bevölkerung.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Leudes", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2021-12-16), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.leudes.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-04-25)