Leudes: (Freie) Männer. Frankolatinismus, ursprünglich wohl für Mann oder erwachsenes Mitglied eines Volksverbandes, später besondere Gruppe unter den Freien1 W. Haubrichs, Leudes, S. 236f.; G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 60-64; W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 31-38; R. Schmidt-Wiegand, Bezeichnungen, S. 240f.; in der Form leod/leudi(s) auch zu leistende Buße bei der Tötung eines Freien (in karolingischer Zeit durch werigeldus abgelöst2 G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 60-64 und 70-73; A. de Sousa Costa, Studien, S. 216..
Ursprünglich bezeichnete der Frankolatinismus leudes wohl die freien Männer, bevor es im 6. und 7. Jahrhundert zu unterschiedlichen semantischen Ausdeutungen des Begriffes kam3 G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 73; W. Haubrichs, Leudes, S. 236-239; A. de Sousa Costa, Studien, S. 213. In der Form leod findet sich der Begriff häufig auch in den angelsächsischen Königsgesetzen insbesondere des 7. Jahrhunderts und scheint hier in der allgemeinen Bedeutung von Mann, Landsmann, Untertan verwendet worden zu sein. G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 61.. So findet sich leudes im burgundischen Recht für die einfachen freien Männer4 Lex Gundobada 101,2; G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 61; W. Haubrichs, Leudes, S. 237., während die fränkischen leudes eine soziale Aufwertung erfuhren5 W. Haubrichs, Leudes, S. 239.. Im Frankenreich scheint leudes zunächst vor allem das kriegerische Gefolge des Königs bezeichnet zu haben. Sie standen rangmäßig unter den antrustiones, waren dem König durch einen Eid verpflichtet (leudesamio) und genossen besonderen Königsschutz6 W. Haubrichs, Leudes, S. 239-247; W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 31-38.. In der unmittelbaren Umgebung des Königs angesiedelt, konnten sie auf die Entscheidungen am Hof Einfluss nehmen, als Vertraute besondere Aufträge wie Gesandtschaften übernehmen oder Heerscharen anführen7 W. Haubrichs, Leudes, S. 239-247; W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 26-31; G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 62-64.. Im Laufe des 7. Jahrhunderts gingen einige dieser leudes in den optimates, andere wiederum in den fideles auf. Seit dem 8. Jahrhundert findet sich leudes/leudi fast ausschließlich im weiteren Sinne als allgemeiner Begriff für die Bevölkerung8 W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 26-31..
HL