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Patricius (deu)

Patricius: Patrizier, Patrizius; spätantiker Ehrentitel.

Unter Konstantin dem Großen wurde patricius zu einer vom Kaiser verliehenen persönlichen Auszeichnung für Personen in seiner nächsten Nähe und die höchsten Amtsträger des Reiches. Im 5. Jahrhundert wurde dieser Ehrentitel regelmäßig mit dem Amt des magister militum in Verbindung gebracht und wiederholt auch von den oströmischen Kaisern zur Auszeichnung fremder Herrscher an diese verliehen. Im fränkischen Reich fand der patricius-Titel auf doppelte Weise Verwendung. Zum einen wurden den duces entsprechende Amtsträger in der Provence und dem südlichen Burgund als patricii tituliert. Das provenzalische Patriziat ging auf die von Theoderich dem Großen dort eingerichtete Präfektur zurück, deren Inhaber den patricius-Ehrentitel trugen. Bei der Übernahme der Herrschaft über die Provence durch die Merowinger bestand die Präfektur fort; die Amtsbezeichnung praefectus wurde jedoch durch patricius abgelöst. In ihren Aufgaben unterschieden sich diese patricii nicht von den sonst üblichen duces. Das provenzalische Patriziat endete mit der Herrschaftsübernahme der Karolinger. Zum anderen verlieh Papst Stephan II. 754/755 den Titel patricius Romanorum an Pippin den Jüngeren und seine Söhne Karlmann und Karl den Großen. Dieser patricius Romanorum scheint an die Verwendung des 5. Jahrhunderts angeknüpft und die karolingischen Herrscher zu den Schutzherren Roms und der Kirche berufen zu haben. Unter Karl dem Großen wurde patricius Romanorum 774 vorübergehend Bestandteil der offiziellen Herrschertitulatur.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Patricius", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2021-12-09), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.patricius.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-07-06)