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Epistula/epistola (deu)

Epistula/epistola: Brief (auch: littera/litterae, carta/cartula, apex, brevis, indiculus, u.a.)

Allgemein bezeichnet die epistula bzw. epistola in klassischer Zeit einen Brief im Sinne einer Zuschrift bzw. eines Sendschreibens, während der ebenfalls in der Antike häufig gebrauchte Begriff der litterae den Brief eher als geschriebenes Dokument begreift. Spätestens mit dem Beginn des Mittelalters lässt sich diese Abgrenzung der epistula gegenüber den zahlreichen anderen gängigen Termini für Briefe (z.B. littera/litterae, carta, apex und brevis) aber kaum noch vornehmen.

Die Auffassung, welche Dokumente konkret als Brief zu klassifizieren sind, variiert schon bei den Zeitgenossen. Für Augustinus von Hippo (†430) definiert sich ein Dokument als eine epistula, wenn am Anfang einen Absender und einen Empfänger auszeichnet. Für Isidor von Sevilla (†636) fallen unter einen Brief ganz allgemein „versandte Dinge“ ( missa). Während antike Autoren noch strikt zwischen Privat– und Amtsbriefen unterscheiden, verwischen auch hier die Grenzen im Mittelalter zunehmend. So lassen sich beispielsweise Urkunden und Briefe kaum voneinander trennen und auch die Gattungsgrenzen zwischen Brief und Dichtung verschwimmen an manchen Stellen fast vollständig. Der spätantik-mittelalterliche Brief lässt sich deshalb am besten ganz allgemein als „eine schriftliche Mitteilung an einen Abwesenden“ begreifen. Daran anknüpfend können an entsprechende Quellen weitere Maßstäbe angelegt werden, die gegebenenfalls für oder gegen einen Brief sprechen und je nach Fragestellung variabel sind..

AM

Empfohlene Zitierweise:

Mueller, Alexander, "Epistula/epistola", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2022-08-23), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.epistula.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-07-06)