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Franci (deu)

Franci: Franken. Vermutlich von *freka (gierig, heftig.

Nach Gregor von Tours († 594) finden sich die ersten Spuren der Franken in Pannonien. Die aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts stammende Fredegarchronik wiederum verfolgt ihre Ursprünge bis zurück zu den Trojanern. Die Bezeichnung Franci findet sich erstmals um die Mitte des 3. Jahrhunderts bei römischen Autoren, offenbar als Sammelbegriff für verschiedene Völkerschaften rechts des Rheins. Ein fränkisches Selbstbewusstsein entstand wohl erst mit der Ansiedlung von Gruppen aus diesen Verbänden um Trier durch die Römer im 4. und 5. Jahrhundert, einhergehend mit der Verpflichtung dieser Gruppen, im römischen Militär zu dienen. Zunächst unter Kleinkönigen organisiert, wurden die Franci erst durch die Alleinherrschaft Chlodwigs um 500 zu einer politischen Einheit. Erscheinen die Franci in den spätantiken Quellen auch als abgrenzbares Volk (gens), zu dem Personen zugerechnet werden konnten, so darf dies nicht im Sinne einer Abstammungsgemeinschaft verstanden werden. Vielmehr handelte es sich bei den Franci, wie auch bei den anderen gentes der Spätantike und des frühen Mittelalters, um flexible Traditionsgemeinschaften, die Außenstehenden die Möglichkeit boten, sich anzudocken und zu integrieren. Entsprechend handelte es sich bei den Franci der merowingischen Zeit um keine vorwiegend sprachlich, sondern um eine politisch und sozial definierte Gruppe, welche sich aus den Angehörigen des Heeres zusammensetzte, nach fränkischem Recht (Lex Salica) lebte und die politische Führungsschicht des regnum Francorum, des Reiches der Franken mit engem Bezug zum rex Francorum, dem König der Franken, stellte. Die Bewohner dieses Reiches erschienen in Außenperspektive als Franci, setzten sich aber tatsächlich aus zahlreichen gentes zusammen, neben den Franci etwa auch Romanen (Romani) und Burgunder (Burgundi. Mit der Herrschaftsausbildung der Merowinger weitete sich das fränkische Identitätsbewusstsein auf den Norden Galliens aus, wobei Francia im 6. Jahrhundert zunächst zur Bezeichnung des Gebietes zwischen unterer Loire und Rhein, im 7. Jahrhundert dann für Austrien und Neustrien, in karolingischer Zeit auch für Mainfranken um Würzburg wurde. Im Zuge dieser Territorialisierung des Frankenbegriffes wandelte sich das Verständnis von Franci zunehmend hin zu dem einer Abstammungsgemeinschaft. Unberührt davon konnte Francia auch im politischen Sinne für das gesamte regnum Francorum oder, in der Folge der Teilungen des 9. Jahrhunderts, für die Teilreiche verwendet werden. Vollkommen losgelöst von der ursprünglichen gentilen Bedeutung waren die Franci in diesem Zusammenhang (abhängig von der jeweiligen Perspektive) die Bewohner des eigenen Teilreiches.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Franci", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2022-05-10), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.franci.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-12-23)