Rachinburgus: Rachinbürge, Begriff altfränkischer Herkunft1 G. v. Olberg, Bezeichnungen, S. 215., abgeleitet vermutlich von ragin/regin (Rat) oder rahe (Sache, Rechenschaft) und burgo (Bürge, Gläubiger)2 P. Stotz, Handbuch I, §32.9, S. 421; G. v. Olberg, Rachinbürgen, Sp. 127-131; R. Hildebrandt, Rachinburgius, S. 256-261. Die These von F. Beyerle, Wortsinn, S. 49f. einer Herleitung von raka (rechnen, schätzen) wurde von der Forschung zurückgewiesen.; in fränkischer Zeit gelegentlich auch als boni homines bezeichnet3 J. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 462f..
Ursprünglich könnte es sich bei den Rachinbürgen um Schätzer und Pfandnehmer im Rahmen von Gerichtsverhandlungen gehandelt haben4 F. Beyerle, Wortsinn, S. 51. Dagegen jedoch R. Hildebrandt, Rachinburgius, S. 260f.. Vor Chlodwig konnten sie darüber hinaus Sühnehandlungen in die Wege leiten und deren Durchführung sicherstellen5 J. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 461f.; K. Kroeschell, Deutsche Rechtsgeschichte I, S. 26.. Seit der Merowingerzeit dienten die Rachinbürgen als Beisitzer am Grafen-6 J. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 480. und Königsgericht7W. Voß, Provinzialprozess, S. 106f. und unterstützten den Gerichtsherrn durch Rechtsberatung8W. Voß, Provinzialprozess, S. 106f., in der Urteilsfindung9 J. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 447; F. Beyerle, Wortsinn, S. 49. und -vollstreckung10 J. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 461; F. Beyerle, Wortsinn, S. 49.. Die Rachinbürgen wurden zum jeweiligen Gerichtstermin, beziehungsweise zur jeweiligen Rechtshandlung, aus den angesehenen und erfahrenen Männern der Gerichtsgemeinde bestellt11 J. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 448. Nach Pactus legis Salicae L,3 war die Zahl der Rachinbürgen auf sieben Männer festgelegt.. Im 9. Jahrhundert wurden die Rachinbürgen in der Rechtspraxis durch scabini (dauerhaft zur Verfügung stehende Schöffen mit Erfahrung in der Rechtsfindung) abgelöst12 R. Hildebrandt, Rachinburgius, S. 250; J. Nelson, Dispute settlement, S. 47.. Der Begriff Rachinbürge findet sich noch im Hochmittelalter in der Glossenliteratur13 R. Hildebrandt, Rachinburgius, S. 250.. Er scheint hier zunächst einen Landrechten („einen, der Landrecht vertritt oder ausübt“), im 12. Jahrhundert dann einen Richter bezeichnet zu haben14 R. Hildebrandt, Rachinburgius..
HL