Serenitas: Heiterkeit, Seelenruhe.
Ursprünglich bezeichnete die serenitas ein klares Wetter sowie eine allgemeine Heiterkeit1 Vgl. DNG I, „serenitas“, Sp. 4365.. In den antiken und mittelalterlichen Quellen erscheint serenitas immer wieder als ehrenvolles Prädikat bzw. als Anrede für Könige und Kaiser2 G. Constable, Abstraction, S. 107-111.. Seit der Spätantike entwickelten sich um den Begriff der serenitas verschiedenste und teils höchst komplexe Ansätze zum christlichen Seelenfrieden, für den auch die Termini tranquillitas und impassibilitas (teils synonym) verwendet wurden. Der Kirchenvater Augustinus († 430) rezipierte und veränderte sie im christlichen Sinne. In seinen Werken versteht er die serenitas als ursprünglich göttliche Qualität, der sich der Mensch durch Gottesschau annähern oder die er sogar erreichen könne. Dieser Seelenruhe stehen verschiedene Gefühlsregungen ( affectiones) entgegen, die es zu überwinden gilt. Dieses Konzept wird von Bernhard von Clairvaux († 1153) später in ganz ähnlicher Weise aufgegriffen3 S. Plotke, Semantiken der Seelenruhe, S. 96-100; 104-107.. Ideen von einem heiteren Idealzustand des Geistes erscheinen auch immer wieder als Bestandteil umfassenderer Konzepte, so z.B. bei dem frühmittelalterlichen Gelehrten Johannes Scottus Eriugena (9. Jh.). Dieser integrierte die serenitas neben anderen Aspekten aus der Emanationslehre in sein Verständnis von humanitas4 S. Plotke, Semantiken der Seelenruhe, S. 101-103..
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