Pax: Friede.
In römischer Zeit bedeutete pax zunächst nur die Abwesenheit von Krieg, bevor im Verbund mit concordia auch die nach innen wirkende Seite von Friede Betonung fand1 H. Hattenhauer, Pax et iustitia, S. 18f.. Aus christlicher Sicht ergab sich die Pflicht zum Frieden aus dem Gebot der Nächstenliebe2 H.-G. Hermann, Frieden, Sp. 1813.. Die daraus abgeleitete Einstellung zahlreicher früher Christen, etwa auch den Waffendienst zu verweigern, erfuhr mit dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion einen tiefgreifenden Wandel. Menschlicher Friede, bestehend aus pax und concordia, wurde zwar weiterhin als wichtiges Ziel angesehen (sofern er im Einklang mit der göttlichen Ordnung stand), der „wahre“ Friede konnte jedoch nur noch im Jenseits erreicht werden, so dass Gewalt und Ungerechtigkeit im Diesseits durchaus als legitim wahrgenommen werden konnten3 J. Bärsch, Pax Domini, S. 54f. und 60-74; H. Hattenhauer, Pax et iustitia, S. 22-32; A. Fürst, Christliche Friedensethik, S. 45-48.. Das frühmittelalterliche Friedensverständnis knüpfte an diese Gedanken an4 H.-G. Hermann, Frieden, Sp. 1812.. Die gewaltsame Durchsetzung von Interessen wurde allerdings in dieser Zeit als integraler Bestandteil der Rechtsordnung angesehen, wenn diese auch von ständigen Bemühungen um die Konfliktbeilegung begleitet war5 G. Althoff, Frieden herstellen, S. 119.. Ideologisches Gewicht gewann die Friedensidee erst in der Karolingerzeit, in welcher Friedensherstellung und -sicherung zur Tugend und primären Herrscherpflicht wurden6 W. Hartmann, Der Frieden, S. 1-18; H.-G. Hermann, Frieden, Sp. 1810f.. Zur Ausprägung einer personell undifferenzierten Friedenspflicht kam es allerdings erst mit der Gottesfriedensbewegung7 H.-G. Hermann, Frieden, Sp. 1811..
HL