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Commendatio, commendare (deu)

Commendatio, commendare: Kommendation; Unterwerfung unter die (hausherrschaftliche) Zwangsgewalt eines Anderen^{1 Definition nach H. Mitteis, Lehnrecht und Staatsgewalt, S. 30.}.

Das Verb commendare besaß seit der Antike ein breites Bedeutungsfeld rund um die Begrifflichkeiten „übergeben“, „anvertrauen“ und „empfehlen“. So konnte das dazugehörige Substantiv commendatio im Sachenrecht etwa die Hinterlegung von Gütern oder die Übertragung von Ämtern bezeichnen. Im Personenrecht findet sich commedatio wiederum in Zusammenhang mit der Adoption oder der Übergabe eines Jugendlichen an einen Meister zu Ausbildungszwecken. Gleichermaßen konnte sich auch der Mönch dem Abt beim Eintritt ins Kloster kommendieren oder der Vater seine Kinder einem Dritten mittels commendatio anvertrauen^{2 A. Cordes, Kommendation, Sp. 1278. Zum privatrechtlichen Bereich, in dem das aus der Laiensprache stammende commendare Anfang des 4. Jahrhunderts das juristische deponere für den Verwahrungsvertrag verdrängte, vgl. M. Kaser, Das römische Privatrecht II, S. 371f.}. Dieses Bedeutungsspektrum blieb auch in fränkischer Zeit erhalten, so dass die commendatio der Großen gegenüber dem Herrscher etwa auch die Anerkennung seiner Herrschaft bedeuten konnte^{3 Vgl. dazu auch W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 74-77; O. Salten, Vasallität, S. 72-75.}. Besondere Aufmerksamkeit der Forschung erhielt die persönliche Kommendation als personenrechtlicher Unterwerfungsakt, der vor allem in der karolingischen Zeit stärker belegt ist^{4 B. Diestelkamp, Kommendation, Sp. 1970. Diese frühmittelalterliche commendatio durfte auch in Kontinuität zur römischen commendatio gestanden haben, doch besaß letztere vermutlich noch den Charakter eines Vertrages zwischen Freien. Vgl. dazu auch A. Cordes, Kommendation, Sp. 1278.}. Diese Kommendation schuf eine persönliche Bindung, die zwischen den Parteien gegenseitige Verpflichtungen begründete: Der sich Kommendierende schuldete dem Herrn Dienste und Gehorsam, während der Herr seinerseits zu Schutz und Hilfe verpflichtet war. Die Natur der Dienste konnte dabei ebenso vielfältige Züge annehmen wie die Gründe für die Kommendation^{5 F. L. Ganshof, Qu’est-ce que la féodalité? S. 26-28.}. Spätestens seit dem 8. Jahrhundert scheint die Kommendation symbolisch eng mit dem Handgang verbunden gewesen zu sein^{6 W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 77-79; A. Cordes, Kommendation, Sp. 1278.}. Diese Form der Kommendation scheint im hohen Mittelalter lehnsrechtliche Bedeutung erhalten zu haben. Ab dem 11./12. Jahrhundert verdrängten in diesem Bereich die Bezeichungen homagium, hulde und manscap die commendatio^{7 B. Diestelkamp, Kommendation, Sp. 1970; A. Cordes, Kommendation, Sp. 1278. Zur Debatte um die Verbindung von Kommendation und Lehnsrecht im frühen Mittelalter vgl. insb. E. Magnou-Nortier, Foi et fidélité; S. Reynolds, Fiefs.}.