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Frater, Fraternitas (deu)

Frater: Bruder; Fraternitas: Brüderlichkeit, Bruderschaft.

Brüderlichkeit besaß im frühen Mittelalter eine positive Konnotation, sollte das Gebot der Bruderliebe doch die natürliche Konkurrenz der Brüder in geregelte Bahnen lenken und sie in Liebe und Freundschaft verbinden. In der Praxis bestand jedoch nur über einen engen Kern geforderter Verhaltensweisen Konsens, so über den Verzicht auf gegenseitige Schädigung von Leben und Ehre. Die ebenfalls vorhandene Verpflichtung zum wechselseitigen Beistand dagegen blieb in ihrem Umfang verhandelbar. Neben die natürliche Bruderschaft trat die durch Verbrüderung hergestellte Bruderschaft. Sie diente dazu, bereits existierende soziale Beziehungen durch Formalisierung zu überhöhen und zu stärken. Möglich war die Verbrüderung zwischen Personen, Personen und Gemeinschaften sowie zwischen Gemeinschaften. Diese Form der Verbrüderung ging vom christlichen Bruderbegriff aus, nach welchem bereits in der frühen Kirche die Glaubensgenossen als Brüder betrachtet wurden. Mit dem Beginn des frühen Mittelalters verschob sich diese Sichtweise zunächst auf die Mönchsgemeinschaften. Mit dem 8. Jahrhundert kam die Praxis der Gebetsverbrüderung auf, die Brüdergemeinschaften begründeten, deren Mitglieder sich liturgisches Gedenken (auch über den Tod hinaus) sowie sozial-karitative Leistungen zusicherten.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Frater, Fraternitas", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2024-03-13), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.fraternitas.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-12-03)