Logo: Universität Hamburg
Logo: Formulae, Litterae, Chartae
Logo: Akademie der Wissenschaften in Hamburg

Sacramentum (deu)

Sacramentum: der Eid; das Sakrament, Geheimnis, Symbol.

1) Sacramentum konnte im klassischen Rom als Bezeichnung für unterschiedliche Handlungen dienen, die sacer waren. Im frühen Christentum fand sacramentum als Übersetzung für das griechische μυστήριον (mysterion) Eingang in den Sprachgebrauch und konnte die rei sacrae signum bezeichnen. Sacramentum wurden damit Weihehandlungen wie Taufe und Konfirmation oder, seit dem Ende des 4. Jahrhunderts, auch die Ehe. Bereits in der römischen Antike bezeichnete sacramentum darüber hinaus auch den von den Rekruten zu leistenden Fahneneid. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Eid, dem iusiurandum, drohte beim Bruch des sacramentum der Zorn der Götter und die Verstoßung aus der Gemeinschaft. Vom Christentum übernommen, wurde das sacramentum zur höchsten Form des Versprechens und zumindest im frühen Mittelalter oft mit der Berührung einer res sacra verbunden. Eide nahmen, ob als versprechende oder versichernde, unilaterale oder gegenseitige, eine zentrale Rolle in der frühmittelalterlichen Gesellschaft ein. Im rechtlichen Kontext konnten Eide unter anderem als Beweismittel mit hoher Glaubwürdigkeit der Wahrheitsfindung dienen. Eine besondere Stellung nicht nur im weltlichen Rechtswesen, sondern auch im Bereich der Grundherrschaften und des kanonischen Rechtes, nahm hier der oft mit Eidhelfern zu leistende Reinigungseid ein, bis er im Hochmittelalter durch den Inquisitionsprozess abgelöst wurde.

2) Sacramentum fand als Übersetzung des griechischen μυστήριον (mysterion, Geheimnis) Eingang in den christlichen Sprachgebrauch. Im biblischen Sprachgebrauch bezeichnete sacramentum „das Geheimis“, aber auch „das Symbol“. Nach dem für das frühe Mittelalter prägenden Verständnis von Augustinus von Hippo († 430) wurde sacramentum zur Bezeichnung für einen sinnlich wahrnehmbaren Sachverhalt, der zugleich auf eine über diese sinnliche Wahrnehmbarkeit hinaus bestehende, unfassbare Wirklichkeit hinweist. Ihrem Wesen nach sind die sacramenta sichtbare Zeichen (signa) der göttlichen Dinge, in denen zugleich unsichtbare Dinge verehrt werden. Unterschieden wird in der Folge zwischen einem weiteren und einem engeren Verständnis von sacramentum. Bei einem weiteren Verständnis sind alle kirchlichen Zeremonien sacramenta, bei einem engeren Verständnis jedoch nur zwei: die heilsnotwendigen sacramenta der Taufe und die Eucharistie, durch die der Mensch Anteil am Erlösungswerk Christi gewinnt.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Sacramentum", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2023-10-10), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.sacramentum.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-11-21)