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Palatium (deu)

Palatium: Palast oder Pfalz^{1 W. Haubrichs, Wort- und Namensgeschichte.}.

Ursprünglich die Bezeichnung für den Palatin, auf dem im 1. Jahrhundert der Palastkomplex der römischen Kaiser entstand^{2 H. Castritius, Palatinum, S. 12f. Durch die Einbindung eines Apollotempels in das kaiserliche palatium fand bereits früh eine sakrale Überhöhung desselben statt.}. Seit Mitte des 2. Jahrhunderts wurde der Begriff auch für die anderen kaiserlichen Residenzen verwendet^{3 H. Castritius, Palatinum, S. 15-17.}. Für die Merowingerzeit findet sich palatium als Bezeichnung für die Königspaläste, unabhängig davon, ob diese in einer Kontinuität zu den spätantiken Kaiserpalästen standen^{4 C. Brühl, Palatium und Civitas; F. Staab, Palatinum, S. 63 und 68. Eine Aussage über die Größe und Repräsentanz der jeweiligen Anlage war mit der Bezeichnung als palatium nicht verbunden. T. Zotz, Palatium publicum, S. 98. Kennzeichen der frühmittelalterlichen Königspfalz war ihre Errichtung auf Königsgut. Zu den Gebäuden gehörten dabei die Wohnung des Herrschers, die aula (Saalbau für Regierungshandlungen), Kapelle und Wirtschaftshof. H. R. Sennhauser, Palatium, S. 285.}. Seit der Karolingerzeit fand eine Ausweitung der Bedeutung von palatium auf repräsentative Bauten im Allgemeinen statt^{5 H. R. Sennhauser, Palatium, S. 286. Spätestens seit dem 11. Jahrhundert konnten auch Bischofsresidenzen als palatium bezeichnet werden. G. Streich, Palatium als Ordnungsbegriff, S. 114-116. Zur weiteren Verwendung von palatium vgl. auch A. Renoux, Aux marchés du palais, S. 13f.}. Neben dem Gebäude fand palatium seit der Spätantike auch zur Bezeichnung des Personenkreises des kaiserlichen (und königlichen) Hofes Verwendung^{6 W. Haubrichs, Wort- und Namensgeschichte, S. 134; F. Staab, Palatinum, S. 53-57. Bis Mitte des 7. Jahrhunderts wurde hier allerdings vorzugsweise der Begriff aula gebraucht. F. Staab, Palatinum, S. 67. Zweifelhaft erscheint die von Staab vertretene Gleichsetzung von palatium mit Hofversammlung und insbesondere Gerichtsversammlung. Vgl. dazu T. Zotz, Palatium publicum, S. 78f., der diese These auf Basis einer semantischen Untersuchung zurückweist.} und konnte in der Karolingerzeit damit auch den die Königsherrschaft tragenden Personenverband beschreiben^{7 Ph. Depreux, Prosopographie, S. 29-39; T. Zotz, Palatium publicum, S. 76.}. Im übertragenen Sinne wurde palatium seit dem 5./6. Jahrhundert auch für die Königs- oder Kaiserherrschaft verwendet^{8 H. Castritius, Palatinum, S. 24f.; T. Zotz, Palatium publicum, S. 76f.}.