Monachus: Mönch1 Analog zum männlichen monachus für „Mönch“ existiert der Begriff monacha für „Nonne“ (auch: nonna). K. S. Frank, Christliches Mönchtum, Sp. 399.. Von griechisch μοναχός für „allein“ bzw. „einsam“2 S. Rubenson/ Ch. Hornung, Mönchtum I, Sp. 1010./ „Alleiniger“3 G. Gottlieb/V. Rosenberger, Christentum, S. 53..
Der Begriff μοναχός ist bereits im 2. Jahrhundert nachweisbar, wo er – zunächst ohne religiöse Konnotation – einsam Lebende bezeichnete4 K. Heussi, Ursprung, S. 54.. Mit dem Aufkommen des frühen Christentums wurde μοναχός im Griechischen bzw. monachus im Lateinischen zunächst auf asketisch lebende Anachoreten übertragen5 Seit dem 3. Jahrhundert begaben sich gläubige Christen zur Überwindung des Weltlichen und zur Nachempfindung der Leiden frühchristlicher Märtyrer in die Askese. G. Gottlieb/V. Rosenberger, Christentum, S. 53-55; H. Lutterbach, Mönchtum, S. 434; S. Rubenson/ Ch. Hornung, Mönchtum I, Sp. 1011. Der Begriff „Eremit“ wird zumeist als Bezeichnung für eine strengere Form des Anachoreten verstanden, im alltäglichen Sprachgebrauch jedoch gelegentlich auch damit gleichgesetzt. Vgl. K. Heussi, Ursprung, S. 70; S. Rubenson/ Ch. Hornung, Mönchtum I, Sp. 1024; G. Gottlieb/V. Rosenberger, Christentum, S. 54f. Zu verschiedenen Ausprägungen und Formen der Askese vgl. G. Gottlieb/V. Rosenberger, Christentum, S. 53f.; H. Lutterbach, Mönchtum, S. 434.. Seit dem 4. Jahrhundert bezeichnete der Begriff zudem diejenigen Christen, die in den neu entstehenden Zönobien lebten – Glaubensgemeinschaften mit Gütergemeinschaft und gemeinsamem Gebet, in denen sich Asketen nach neutestamentarischem Vorbild organisierten6 K. Heussi, Ursprung, S. 54; H. Lutterbach, Mönchtum, S. 435; G. Melville, Welt der mittelalterlichen Klöster, S. 17.. In spätantiken und frühmittelalterlichen Mönchsgemeinschaften fungierte der Abt (abbas, wörtlich „Vater“) nach Vorbild der antiken familia als Oberhaupt der Gemeinschaft, das aufgrund seiner Erfahrung die religiöse Lebensweise vorgab7 A. Grote, Anachorese, S. 332; H. Lutterbach, Mönchtum, S. 443.. Gehorsam gegenüber dem Abt (bzw. später auch den Ordensregeln) gehörte neben der Abkehr von der Welt und einem hohen Maß an Frömmigkeit zu den wichtigsten Leitlinien des mönchischen Lebens, durch die die christliche Vollkommenheit angestrebt wurde8 S. Rubenson/ Ch. Hornung, Mönchtum I, Sp 1009f.; K. S. Frank, Christliches Mönchtum, Sp. 399-401.. Trotz des Ideals der Abkehr von Weltlichem konnten jedoch auch religiöse Aufgaben in der Gemeinde übernommen werden9 So konnten die Mönche seelsorgerische Aufgaben gegenüber der Gemeinde übernehmen, wie es bereits Augustinus († 430) vorsah. A. Grote, Anachorese, S. 332. Außerdem war es auch möglich, dass Mönche Priester wurden. So wurden beispielsweise im 5. und 6. Jahrhundert aufgrund von Priestermangel häufig Mönche geweiht. J.-U. Krause, Überlegungen, S. 420.. Auch der Widerspruch zwischen asketischem Ideal und Gemeinschaft wurde bereits im frühen Christentum thematisiert, wodurch verschiedene Konzepte gemeinschaftlichen Lebens entstanden10 So sah die älteste überlieferte Mönchsregel des Pachomius († 346) eine gemeinschaftliche Form des Eremitentums in Armut, Kontemplation und Enthaltsamkeit vor, die auch Schwächeren die Askese ermöglichen sollte. Basilius der Große († 379) hingegen zielte auf eine Verbindung der asketisch lebenden Mönche zu den in der Welt agierenden Amtsträgern ab und Augustinus († 430) strebte eine asketische Lebensgemeinschaft von Klerikern als ideale Lebensform an. G. Melville, Welt der mittelalterlichen Klöster, S. 18-23; A. Grote, Anachorese, S. 33-37 und 331-333.. Für den gallischen Raum prägend waren vor allem das auf äußere Askese fokussierte Mönchtum des Martin von Tours11 Das Mönchtum Martins war stark auf ihn als Person, in der anachoretische Askese mit dem Bischofsamt vereint wurde, ausgerichtet und verlor daher nach seinem Tod an Bedeutung. A. Grote, Anachorese, S. 108-110 und 124. und das stärker auf das Innere des Gläubigen ausgerichtete Mönchtum des Klosters Lérins, wobei Letzteres durch seine straffe, weniger personengebundene Organisation länger Bestand hatte12 Zwar wurde auch in Lérins asketisches Leben praktiziert, dies trat jedoch in seiner Bedeutung gegenüber der Hinwendung auf das Innere des Menschen zurück. Das Kloster von Lérins kennzeichnete zudem eine hohe Anzahl aristokratischer Mitglieder sowie das Hervorbringen zahlreicher Bischöfe. A. Grote, Anachorese, S. 113-124 und 335.. Prägend für das europäische Mönchtum war außerdem die Benediktsregel13 Die Existenz Benedikts von Nursia († 547) wurde in der Forschung in der Vergangenheit in Frage gestellt (vgl. bspw. H. Lutterbach, Mönchtum, S. 443). Eine Auswertung und Beurteilung der historischen Quellen zu dieser Frage findet sich bei T. Licht, Die ältesten Zeugnisse zu Benedikt., in der unter Rückbezug auf frühere Regeln äußere Organisation mit innerer Spiritualität verbunden und so ein ganzheitliches Konzept der Mönchsgemeinschaft geschaffen wurde14 G. Melville, Welt der mittelalterlichen Klöster, S. 35-39. Melville begründet den Erfolg der Benediktsregel mit deren „Balance zwischen Strenge und Milde als auch [dem] ausgewogene[n] Synkretismus“ und bezeichnet sie als „Muster des Maßvollen“. F. Prinz, Grundzüge der Entfaltung, S. 233, betont zudem die Praktikabilität der Regel, die eine hohe Anpassung an die Anforderungen des alltäglichen Lebens ermöglichte.. Weite Verbreitung erfuhr sie insbesondere seit dem 7. Jahrhundert, unter anderem durch irische und angelsächsische Missionare15 F. Prinz, Grundzüge der Entfaltung, S. 234. Dabei wurde sie auch mit anderen Regeln, wie beispielsweise der des Columban († 615), kombiniert. G. Melville, Welt der mittelalterlichen Klöster, S. 39-42. sowie durch karolingische Reformen seit dem 8. Jahrhundert16 H. Lutterbach, Mönchtum, S. 443f.; G. Melville, Welt der mittelalterlichen Klöster, S. 35-52. Da die Regel Benedikt von Nursia († 547), einem römischen Abt, zugeschrieben wurde, wurde sie mit Rom assoziiert und entsprach damit den Bestrebungen nach Vereinheitlichung nach römischem Vorbild.. Im 10. Jahrhundert war sie Ausgangspunkt für die insbesondere von Cluny, Fleury und Gorze ausgehenden Reformbewegungen, die auf eine Intensivierung des geistlichen Lebens abzielten17 Zu den Reformen von Cluny vgl. u.a. F. Neiske/M. Hillebrandt, Reformen von Cluny und Hirsau; J. Wollasch, Cluny – „Licht der Welt“, S. 69-138; K. Hallinger, Gorze – Kluny. Letzterer auch zu Gorze, wie auch J. Nightingale, Monasteries and Patrons. Zu Fleury vgl. u.a. I. Rosé, Construire une société seigneuriale; M. Mostert, Political theology of Abbo. und in deren Folge verschiedene Auslegungen des benediktinischen Mönchtums das religiöse Leben weiter prägten18 In der folgenden Zeit der Ordensgründungen entwickelten sich weitere Gemeinschaften, die auf die Regula Benedicti zurückgriffen. So beriefen sich beispielsweise die Zisterzienser auf die Benediktsregel und legten diese noch strenger aus. H. Lutterbach, Mönchtum, S. 444. Für einen Überblick über die unterschiedlichen Orden und Regeln vgl. G. Melville, Welt der mittelalterlichen Klöster. .
MR