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Possessio (deu)

Possessio: Besitz.

Die ursprünglich im römischen Recht angelegte klare begriffliche Scheidung von possessio (Besitz) und dominium (auch proprietas, Eigentum) wurde im Laufe der Spätantike aufgeweicht^{1 M. Kaser, Das römische Privatrecht II, S. 247-250. Der Eigentumsbegriff öffnete sich in dieser Zeit sowohl gegenüber dem Besitz als auch gegenüber den beschränkten Sachenrechten. So konnten nun etwa Zugriffsrechte auf Eigentum der Ehefrau und von Kindern oder auch unterschiedliche Pachtverhältnisse mit dominium oder proprietas bezeichnet werden. Eine Rückkehr zur klaren terminologischen Scheidung von Eigentum und Besitz fand unter Justinian statt, der den Charakter des Besitzes jedoch weg von der tatsächlichen Gewalt hin zum Besitzwillen verschob.}. Possessio konnte in der Folge nicht mehr nur die tatsächliche Gewalt über eine Sache bezeichnen, sondern auch gleichbedeutend mit Eigentum verwendet werden. Die Vorstellung von Besitz und Eigentum bestand trotz dieser terminologischen Aufweichung jedoch fort, so dass zur Kennzeichnung der beiden Rechtszustände nun auf ihre wesentlichen Charakteristika beschreibenden Zusätze zurückgegriffen wurde^{2 M. Kaser, Das römische Privatrecht II, S. 247f. So finden sich nun etwa beschreibende Formulierungen wie firmiter possidere, sine inquietudine o.ä. Die stärkste Betonung des Eigentumsaspekts wurde durch den Zusatz iure ausgedrückt (etwa iure dominii possidere gegenüber corpore tenere/possidere zur Beschreibung eines reinen Besitzverhältnisses).}. Diese Praxis kennzeichnet auch die Verwendung von possessio im frühen Mittelalter, das sich nun allgemein als Bezeichnung für das Innehaben einer Sache findet, ohne dabei eine fest umrissene Bedeutung zu haben^{3 K. O. Scherner, Besitz, Sp. 2067.}.