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Clementia (deu)

Clementia: Milde.

Clementia galt in der Antike als eine der wichtigsten Herrschertugenden. Nach Senecas des Jüngeren († 65) Verständnis war sie die Selbstbeherrschung einer Person, die ihrer von Emotionen gesteuerten Willkür enge Grenzen setzte. Im christlichen Verständnis speiste sich die clementia dagegen aus dem notwendigen Mitleid für das menschliche Elend und erhielt damit eine emotionale Komponente. Als Herrschertugend wurde sie nun als notwendiges Korrektiv zur iustitia gesehen, das deren Härten abmilderte und im gemeinsamen Wirken den gottgewollten Zustand herstellte. In fränkischer Zeit nahm die Bedeutung der clementia als Herrschertugend unter kirchlichem Einfluss im 7., vor allem aber im 8. Jahrhundert stark zu, bis sie in karolingischer Zeit gemeinsam mit der misericordia, der gratia und der pietas zum Königsideal wurde. Als Herrschertugend abgelöst wurde die clementia schließlich in staufischer Zeit mit dem Aufkommen der Forderung nach strenger Gerechtigkeit (rigor iustitiae).

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Clementia", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2022-08-25), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.clementia.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-11-21)