Missa: Abendmahlsfeier, Messe, Gottesdienst1 A. Sleumer, Kirchenlateinisches Wörterbuch, S. 522; H. B. Meyer, Messe, Sp. 555. , von (di-)mittere (entlassen), gleichbedeutend mit (di-)missio (Entlassen), vermutl. aus „Ite missa est2 Zur These der Wurzel in dimissio siehe J. Jungmann, The Mass, S. 129-132; J. Jungmann, Zur Bedeutungsgeschichte und F. J. Dölger, Zu den Zeremonien, S. 81-132. Zu den möglichen Bedeutungen des „Ite missa est“ vgl. A. Sleumer, Kirchenlateinisches Wörterbuch, S. 222-223. K. Gamber, Missa Romensis, S. 183-186 betont dagegen den eucharistischen Charakter der Phrase.“, zur Entlassung der Katechumenen, d.h. der Taufbewerber, erwachsen3 C. Mohrmann, Études sur le latin, S. 351-376; J. Jungmann, Von der Eucharistia, S. 38-40..
Wo mittelalterliche Quellen den Begriff missa verwenden, ist der gesamte Themenkomplex der Liturgie im westlichen Christentums angesprochen4 H. B. Meyer, Eucharistie, S. 41, dagegen subsummiert J. Jungmann, The Mass, S. 132 jegliche geistliche Handlung unter dem Begriff der missa. . Ab dem fünften Jahrhundert lässt sich zwar nachweisen, dass missa sich allgemein zur Bezeichnung für das gemeinschaftliche Abendmahl durchsetzt5 J. Jungmann, The Mass, S. 133; H. B. Meyer, Eucharistie, S. 40., doch die konkrete Bedeutung von missa bleibt kontextabhängig6 Dies spiegelt sich etwa in den überlieferten Textgattungen, die im direkten Bezug zur Gestalt der Messe oder ihrer einzelnen Bestandteile stehen. Der canon missae beinhaltet die eucharistischen Gebete, vgl. hierzu U. M. Lang, The Roman Mass, S. 110-153. Die ordines missae konkretisieren die Ordnung der gesamten Gottesdienstfeier, siehe etwa H. B. Meyer, Eucharistie, S. 152-164 und insbes. für den fränkischen Raum A. Westwell, Roman Liturgy. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass das Messverständnis im Mittelalter wohl ebenso auf den zahlreich überlieferten Messerklärungen und Messallegoresen gefußt haben dürfte, überblicksweise hierzu A. Franz, Die Messe, S. 333-564..
Die Entwicklung der Messliturgie, d.h. des Ablaufes bzw. der Form der Messe, verlief regional unterschiedlich. In Rom wurde eine Variante bevorzugt, in welcher der Bischof der Stadt, d.h. der Papst, regelmäßig in unterschiedlichen Kirchen einen standardisierten Ritus hielt7 Vgl. zum formalen Charakter dieser sog. römischen Stationsliturgie, E. Bishop, The Genius, S. 8-12.. Im Frankenreich wurde dagegen bis in die Karolingerzeit eine Vielfalt an unterschiedlich akzentuierten Messformularen gepflegt8 Zur Vielfalt der nichtrömischen Messen siehe bspw. M. Smyth, Ante Altaria, S. 25-74.. Relevante Versuche der Vereinheitlichung von Messbräuchen wurden erstmals in der sog. karolingischen renovatio unternommen9 Einen Überblick bietet A. Angenendt, Liturgiereform.. Das Vorhaben konnte trotz kaiserlicher Anordnung nicht durchgesetzt werden10 Derartige Versuche und ihr Scheitern lassen sich zahlreich verfolgen. So gab es etwa unter Gregor VII. Bemühungen eine Art alt-römischen Ritus gesamtkirchlich durchzusetzen, U. M. Lang, The Roman Mass, S. 275-281.. Vielmehr blieben bis zur Drucklegung des Missale Romanum im Jahre 1570 unterschiedlichste Formen der Messfeier nebeneinander bestehen, sodass auch für das Spätmittelalter nicht von einem genormten Messformular gesprochen werden kann11 H. B. Meyer, Eucharistie, S. 255-273; U. M. Lang, The Roman Mass, S. 343-366..
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