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Exercitus (deu)

Exercitus: Heer.

Der exercitus bestand im Fränkischen Reich aus den waffenfähigen freien Männern und bildete zugleich die politische Gemeinschaft wie auch das Heer. Mit der abnehmenden Bedeutung der Herkunft (im Sinne von natio oder gens) seit dem 6. Jahrhundert rückte die soziale Klasse ins Zentrum. Gebildet wurde das Heer nun aus den freien Landbesitzern. Während damit prinzipiell jeder besitzende Freie heerespflichtig war, wurde das Heer in der Praxis im Kern aus den persönlichen Gefolgschaften des Herrschers und der Großen (Herzöge, Grafen, Bischöfe und Äbte) gebildet. Lokale Aufgebote aus den civitates oder pagi unter dem Kommando eines Amtsträgers konnten das Heer bei Bedarf, vor allem im Verteidigungsfall, ergänzen. Die Großen und ihre Gefolgschaften bildeten damit eine Kriegerelite, die regelmäßig an Feldzügen teilnahm und für die der Kriegsdienst Teil der eigenen Identität wurde. Zu einer Ausweitung des Heeresdienstes kam es in karolingischer Zeit, als die Herrscher zum einen verstärkt die Kirchen zur Unterstützung ihrer Feldzüge heranzogen, zum anderen aber auch unter dem Eindruck vermehrter Einfälle von Wikingern, Ungarn und Sarazenen zunehmend auf die lokalen Aufgebote setzten.

HL

Empfohlene Zitierweise:

Lößlein, Horst, "Exercitus", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2023-10-10), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.exercitus.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-04-27)