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Humilitas (deu)

Humilitas: Demut.

Erst mit dem aufkommenden Christentum fand die Demut (humilitas bzw. ταπείνωσις) als Wertvorstellung Anerkennung. Insbesondere der frühchristliche Theologe Origenes († 254) erhob in seinen Schriften die Demut zu einer der zentralen christlichen Tugenden. In der von festgefügten Rang- und Standeskategorien geprägten Spätantike vermochte die Demut als Tugend das feste Ranggefüge aufzuweichen und Grundlagen für gesellschaftlich-politischen Wandel zu schaffen. So erwies sich die humilitas in der Gesellschaft des Früh- und Hochmittelalters als zentrales Leitbild, ihre Tugendhaftigkeit wird in den entsprechenden Quellen immer wieder betont. Ebenso wird von vielen Autoren das Stilideal des sermo humilis (auch sermo rusticus, sermo simplex), eines einfachen, bescheidenen Sprachstils, betont. Mit diesem gehen unter anderem auch demütigste Eigenbezeichnungen bei gleichzeitiger Erhöhung des Angesprochenen einher. Paradoxerweise erfolgen diese Beteuerungen oftmals auf stilistisch höchst ausgefeilte Art und Weise, sodass die Forschung diese typischen Demutsbeteuerungen teils als inhaltsleere Floskeln abgetan hat, obwohl sie meist einen wichtigen argumentativen Zweck verfolgen.

AM

Empfohlene Zitierweise:

Mueller, Alexander, "Humilitas", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2023-05-04), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.humilitas.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-11-21)