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Purgatorium (deu)

Purgatorium: Läuterungs- bzw. Reinigungsort, Fegefeuer.

Beim Fegefeuer handelt es sich um die Vorstellung sündentilgender Flammen, die eine Seele nach dem Tode vor dem Aufstieg in den Himmel (caelum) reinigen. Biblisch ist diese Vorstellung nicht belegt. Ihre Entstehung ist in die Zeit der Kirchenväter zurückzuführen, wo sie insbesondere von Augustinus geprägt wurde. Seine Wendung vom Feuer der Läuterung ( ignis purgatoris) ist eng mit der Abgeltung von zu Lebzeiten begangenen Sünden verbunden. Für das Mittelalter bedeutend wurde die sündentilgende Wirkung des Fegefeuers von Gregor dem Großen konkretisiert: Nur minderschwere Sünden können im Fegefeuer getilgt werden. Im Frühmittelalter zeugt dann die Visionsliteratur davon, wie vielfältig das Fegefeuer gedacht werden konnte. Vor der Folter, die im 9. Jh. in die Vorstellungen aufgenommen wurde, war kein Sünder gefeit. Selbst Könige oder Bischöfe konnten in den Martern des Fegefeuers geschaut werden.

Mit der visionären Schau des Fegefeuers verbindet sich auch die Frage nach seinem Ort. Das Fegefeuer ist zwar nicht mit der Hölle (infernus) zu verwechseln, steht ihr aber nahe. Räumlich verortete man das purgatorium letztlich oberhalb der Hölle und unterhalb des Paradieses (paradisum) wie des Himmels (caelum). Im Resultat erscheint das Fegefeuer dem menschlichen Leben so nahe, dass seine Existenz in der Welt behauptet werden konnte.

BAS

Empfohlene Zitierweise:

Schmidt, Bahne, "Purgatorium", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2025-08-26), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.purgatorium.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2025-12-27)