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Dignitas (deu)

Dignitas: Würde, Rang.

In der römischen Gesellschaft konnotierte man Würde vor allem politisch und koppelte sie eng an die res publica. Rang und gesellschaftliches Ansehen begründeten die dignitas einer Person, wobei diese Würde verschiedenen Abstufungen (gradus dignitatis) unterlag. Im politischen System der Spätantike wurden diese gradus dignitatis zu einem Ämter- und Dienstrangsystem ausdifferenziert. Die ursprünglich mit der dignitas verbundenen gesellschaftlich-politischen Werte gingen dabei verloren.

Gleichzeitig wurde die klassisch römische Vorstellung von dignitas umfassend in der christlichen Theologie seit der Spätantike rezipiert und in ihrem Sinne als Tugend umgedeutet: Die Ansätze sind vielfältig, im Vordergrund steht jedoch grundsätzlich der Gedanke, die dignitas sei als eigentliche Bestimmung des Menschen zu verstehen, die durch den Sündenfall verloren und von Gott in Jesus Christus wiederhergestellt wurde. Dennoch ist nach dieser Vorstellung die Würde keinesfalls gesichert und kann durch eigenes Fehlverhalten wieder verloren werden, weshalb das Streben nach dignitas weiterhin erklärtes Ziel eines Christen bleiben sollte. Auch die Vorstellung eines abgestuften Ordnungssystems der dignitas, das sich nun aber am Ideal Christi orientiert, findet sich im Frühmittelalter wieder. Diese Umdeutung ermöglichte es, die dignitas im Früh- und Hochmittelalter sowohl in ein komplexes Rangverständnis einzubinden als auch erneut als Tugend zu etablieren und in ein enges Verhältnis zur Ehre zu setzen.

AM

Empfohlene Zitierweise:

Mueller, Alexander, "Dignitas", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2023-01-31), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.dignitas.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-11-21)