In Domino salutem: „Gruß im Herrn“
Der für das Frühmittelalter in Briefen typische Gruß in Domino salutem entsprang zwei antiken Traditionslinien1 Vgl. grundlegend zum Thema C. D. Lanham, Salutatio Formulas. Zum mittelalterlichen Gruß auch M. Garrison, Letters to a king; A. T. Hack, Gruß; F. Lebsanft, Kontinuität, S. 295-298; H. Fuhrmann, Willkommen und Abschied.: So war die Nennung von Absender, Empfänger und ein salutem (verkürzt für salutem dicit) in der römischen Antike der allgemein gebräuchliche briefliche Gruß2 Vgl. dazu mit C. D. Lanham, Salutatio Formulas, S. 15-22.. Parallel dazu gestalteten frühchristliche, griechischsprachige Briefautoren, von den Paulusbriefen beeinflusst, ihre Grüße mit verschiedensten weiteren Elementen, woraus sich die Standardphrase ἐν Κυρίω χαίρειν („Gruß im Herren“) herausbildete. Diese wurde dann von Briefschreibern seit Cyprian von Karthago († 258) im Lateinischen in Anlehnung an das klassisch-römische salutem imitiert3 Vgl. C. D. Lanham, Salutatio Formulas, S. 22-25..
Im Frühmittelalter diente die Phrase in Domino salutem als eine Art Grundgerüst, das auf verschiedenste Weise ergänzt und variiert werden konnte4 Vgl. zu den zahlreichen Möglichkeiten C. D. Lanham, Salutatio Formulas, S. 25-55. . Der Gruß wurde dabei in der Regel zu Beginn eines Schreibens nach der Nennung des Empfängers und des Absenders gesetzt, z.B.: „An den Soundso (= Empfänger), der Soundso (= Absender), Gruß im Herrn“ ( illo ille in Domino salutem). Die Formel spielt dabei mit der Mehrdeutigkeit des Begriffs salus: Man übermittelte seinem Empfänger nicht nur einen Gruß, sondern wünschte ihm Gesundheit und, ganz im christlichen Sinne, auch (Seelen-)Heil im Herrn5 Vgl. C. D. Lanham, Salutatio Formulas, S. 25f..
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