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Proskynese (deu)

Proskynese: Fußfall; abgeleitet vom griechischen προσκύνησις; lateinisch: prostratio.

Die Proskynese bzw. die prostratio galt in der Antike allgemein als Geste der Wertschätzung, göttlicher Verehrung, eigener Unterwerfung oder als Zeichen für abweichendes Verhalten. Von der frühchristlichen Kirche wurde der Fußfall anfangs abgelehnt, dann aber ab dem 3. Jahrhundert doch in die Liturgie übernommen und im Frühmittelalter als Geste der Bitte, der Reue, der Buße und der Ehrerbietung verstanden. Je nach Zeit und Situation konnte die prostratio als Kniefall mit einem oder zwei gebeugten Knien durchgeführt werden, auch ein Niederwerfen mit dem ganzen Körper war möglich. Sie wurde gezielt als politisches Mittel eingesetzt, um bei Bitt- und Gnadengesuchen eigene Interessen durchzusetzen oder um Konflikte zu beenden.

Die Proskynese als Bild fand ebenso Einzug in antike und frühmittelalterliche Sprachgewohnheiten. Vor allem im Kontext von Bitten taucht die Begriffskombination quasi prostratus (oder provolutus) pedibus vestris („gleichsam zu euren Füßen niedergeworfen“) in früh- und hochmittelalterlichen Briefen und Musterdokumenten immer wieder auf, insbesondere für das 8./9. Jahrhundert sind die Belege zahlreich.

AM

Empfohlene Zitierweise:

Mueller, Alexander, "Proskynese", in: Formulae-Litterae-Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae, Hamburg (2022-12-21), [URL: https://werkstatt.formulae.uni-hamburg.de/texts/urn:cts:formulae:elexicon.proskynese.deu001/passage/all] (letzter Aufruf: 2024-04-27)