Schreiben einer Frau an König Karl mit der Bitte, die trotz königlichem Schutzbrief durch mehrere königliche
FALLS DU KEINE GELEGENHEIT HAST, UM MIT DEM KÖNIG ZU SPRECHEN, SOLLST DU SOLCHE WORTE ENTSPRECHEND DEINER NOTLAGE ZU SEINEN HÄNDEN SCHICKEN
An meinen allerfrommsten und durchlauchten Herrn Karl1 Karl der Große († 814), seit Weihnachten 800 Kaiser. Zum Gebrauch von augustus als Kaisertitel unter Karl dem Großen vgl.
Euer Knecht Soundso drängt Eure Ohren dazu, diese Not hier zu vernehmen, wie sehr ich Übeltaten erleiden muss, unwidersprochen und ohne Urteil. Es kamen also Th[ adu]lf, Th[...]g[...]2 Die Namen der Beschuldigten waren nicht anonymisiert und wurden erst im Nachhinein radiert. Zu erkennen sind noch die Buchstaben th[...]lf’ th[...]g[...]. Zeu konnte beim ersten Namen noch thadulf’ erkennen. Ein missus namens Thadulf ist aus karolingischer Zeit sonst nicht bekannt. Möglicherweise ist an Theodulf, den Bischof von Orléans († 820/821), zu denken, der zumindest 798 als Königsbote in Septimanien aktiv war. Vgl. zu ihm als missus
Mein Herr und König, es sei Eurer königlichen Gnaden bekannt gemacht, dass ich Euch dieses Erbe übergeben wollte, als mir diese Bösartigkeit gegen die vernünftige Ordnung widerfuhr. So kann Eure Frömmigkeit prüfen, ob es einen missus9 Bereits die merowingischen Könige entsandten Angehörige ihres Hofes als missi zur Erledigung von Sonderaufträgen. Ab dem Ende des 8. Jahrhunderts begannen die karolingischen Herrscher dieses System zu intensivieren. Als persönliche Abgesandte des Herrschers übernahmen diese, oftmals unter den Großen der Zielregion rekrutierten missi dominici mannigfaltige Aufgaben, unter anderem in der Kontrolle der lokalen Amtsträger, der Fiskalgüter und der Rechtsprechung. Vgl. zu den karolingischen missi insb.