Schreiben des Kaisers Konstantin (des Großen) an seine Mutter, Kaiserin Helena, mit der Ankündigung, einen jüdischen und einen christlichen Priester zum Wettstreit geladen zu haben und sich wie auch das Reich zum Glauben des Siegers zu bekehren.
DAS IST DAS ANTWORTSCHREIBEN AUF DIESES
An1 Der (mit einiger Sicherheit fiktive) Brief ist den anonymen Actus Silvestri, der ältesten Lebensbeschreibung Papst Silvesters I. († 335) vom Ende des 4. Jahrhunderts entnommen und bildet dort mit dem Brief
Er, der diese Welt lenkt und die Gaben des ganzen Erdkreises austeilt, durch die wir genährt und gestärkt werden und durch die wir sind, belebt freilich aus sich heraus den Lebenshauch, aber durch die Herzen der Fürsten diktiert er seiner Welt Gesetze. In dem Maße, in dem wir also einen immer herausragenderen Platz unter den Menschen innehaben, sind wir gleichermaßen auch den Blicken aller preisgegeben. Die Augen aller Sterblichen, ja das Urteil aller [und] die Wünsche von allen betrachten daher genau, was wir wollen und was wir nicht wollen. Und deshalb, oh Herrin und immerwährende Kaiserin, muss das, was wir wollen, vollkommen sein und alles Unbillige und Unrechte wollen wir nicht! Und das will bei all unseren Taten vielleicht bedacht sein. So kurz darauf4 Gemeint ist die (fiktive) frühe Taufe Konstantins durch Silvester nach einer Lepraerkrankung des Kaisers, die im Handlungsrahmen der Actus dem Briefwechsel unmittelbar vorrausgeht. sollten wir bei dieser Entscheidung zögern, eine Antwort vorwegzunehmen, so dass Priester der jüdischen Gemeinschaft und des christlichen Glaubens an einem Ort zusammenkommen können und indem sie in unserer Anwesenheit in gegenseitiger Wechselrede ihre Ansicht darstellen, dafür sorgen sollen, dass wir bei der Untersuchung5 Die Fassung von Mombritius überliefert ad veritatis ... indaginem „zur Untersuchung der Wahrheit“. In der Fassung von P3 mit a[d] veritatem ist das indaginem dagegen als Abl. zu lesen. Die Vermischung der Schreibweisen von Abl. und Akk. ist typisch für die frühmittelalterliche Latinität und findet sich auch in P3 noch häufig. zur Wahrheit gelangen. Geschieht dies solcherart, dass sie anhand der heiligen Schriften sowohl sich gegenseitig als auch uns die Wahrheit darlegen können, sollen wir die ganze Welt mit uns gemeinsam zum Kult dieses Gesetzes frei machen6 Die Versammlung, bei der Papst Silvester über zwölf Rabbiner triumphiert, wird im Nachgang in den Actus ausführlich geschildert (Mombritius, S. 515-529). Dazu vgl. auch
Lebe wohl, oh Mutter, Herrin und immerwährende Kaiserin, und auf die Wünsche hin erblühe mit meinen Kindern7 Bekannte Nachkommen sind Crispus (†326), Kaiser Konstantin II. (†340), Kaiser Constantius II. (†361), die hl. Constantina (†354), Kaiser Constans (†350) und Helena (†360)., die spätere Gemahlin Kaiser Julian Apostatas (†363). im Gedeihen.