Formulae - Litterae - Chartae: Leseumgebung

Sens A 64 (deu)

Übergabe (traditio) von Grundeigentum

Übergabe mittels Tür und Riegel sowie Gras und Erde eines verkauften Hofes durch den Verkäufer an seinen Sohn.

ÜBERTRAGUNGSSCHREIBEN^{1 Die tradituria ist das zur traditio gehörige Dokument. Im römischen Recht bezeichnet die traditio die zumeist öffentlich vollzogene, formfreie Übergabe einer Sache durch den Eigentümer zum Übereignungszweck. Im frühen Mittelalter scheint sie konstitutiver Bestandteil der Eigentumsübertragung gewesen, jedoch häufig bei Kaufverträgen mit der Zahlung des Preises zusammengefallen und nicht mehr beurkundet worden zu sein. Vgl. dazu M. Kaser, Das römische Privatrecht I, S. 351f. und M. Kaser, Das römische Privatrecht II, S. 274f. und 278-284; J. Gaudemet, Survivances romaines, S. 181-188.}

Belegschreiben für die Übertragung^{2 Im römischen Recht bezeichnet die traditio die zumeist öffentlich vollzogene, formfreie Übergabe einer Sache durch den Eigentümer zum Übereignungszweck. Im frühen Mittelalter scheint sie konstitutiver Bestandteil der Eigentumsübertragung gewesen, jedoch häufig bei Kaufverträgen mit der Zahlung des Preises zusammengefallen und nicht mehr beurkundet worden zu sein. Vgl. dazu M. Kaser, Das römische Privatrecht I, S. 351f. und II, S. 274f. und 278-284; J. Gaudemet, Survivances romaines, S. 181-188.}, welcher Art sie ist und in wessen Gegenwart sie geschah: Ein gewisser Mann namens Soundso kam zum Hof Soundso, den er vor diesem Tage durch eine Verkaufsurkunde seinem Sohn Soundso zugesichert hat; durch Tür und Riegel^{3 Die symbolische Übergabe eines ostium findet sich auch in anderen Formeln. In einigen wird das ostium gemeinsam mit dem Türverschluss (anatale) bzw. der Türangel (axatura) übergeben, was deutlich macht, dass es sich tatsächlich beim ostium um eine Tür handeln muss (vgl. Sens A 8: per illo ostio vel anaticula de ipsa casa; Formulae Extravagantes 23: per hostium et axatoria; Formulae Pithoei CX: per hostium et axatoria; [1]: per hostium et axatoria; [3]: per hostium et axatura).} [und] durch Gras und Rebe übertrug und übereignete er es ihm^{4 Die symbolische Repräsentation einer größeren Einheit durch einen Bruchteil derselben in Eigentumsangelegenheiten war in Antike und frühem Mittelalter weit verbreitet und findet sich auch im römischen Recht (etwa Gaius, Institutiones IV,17) und den Leges (etwa Lex Alamannorum 81). Die sogenannte ideelle Auflassung durch die Verwendung von entsprechenden Grundstückssymbolen im Rahmen der Übereignung (traditio) findet sich etwa im alemannischen Raum noch bis ins Spätmittelalter. Vgl. dazu Vgl. dazu D. Joswig, Die germanische Grundstücksübertragung, S. 150-165; D. Werkmüller, Traditio, Sp. 296; W. Ogris, Übereignung, Sp. 400; W. Ogris, Auflassung, Sp. 340; W. Müller, Fertigung, S. 25f.}; und daraufhin ging er weg.

Und in deren Gegenwart …