Formulae - Litterae - Chartae: Leseumgebung

Sens A 27 (deu)

Bittschreiben in einem Eigentumsstreit

Schreiben eines Mannes an einen anderen mit der Bitte, in einem Eigentumsstreit zwischen einem Mann und einem vassus des Empfängers des Schreibens zu Gunsten des Mannes zu entscheiden.

DESGLEICHEN EIN ANDERES SCHREIBEN

An^{1 Zur Bedeutung dieser Art von Schreiben in der karolingischen Zeit vgl. M. Mersiowsky, Regierungspraxis, insb. S. 146-151.} den ausgezeichneten^{2 Im Gegensatz zum vir illuster ist ein dom(i)nus illuster nicht als eigenständiger Rang- oder Ehrentitel belegt. Das Epitheton illuster dient hier zur höflichen Anrede für einen dom(i)nus.} und vor allem allerprächtigsten Herrn, darauf vertraue ich fest, wahrlich meinen Freund^{3 Im frühmittelalterlichen Verständnis bezeichnete die amicitia eine wechselseitige, wertbezogene und moralisch bindende Verpflichtung, die neben affektiven auch kontraktuelle Elemente enthielt und sich in gegenseitigen Diensten äußern konnte. Vgl. dazu V. Epp, Amicitia, S. 299f. Die Betonung der gegenseitigen amicitia in diesem Schreiben ist also ein verstärkter Appell an den Empfänger, der Bitte des Absenders nachzukommen.}, den Soundso, der Soundso, in allen Belangen, Gott, dem nichts verborgen ist, bevor es überhaupt geschieht, weiß es, Euer Freund und Euch wohl ergeben.

Vorab dies: Weil es viele Dinge gibt, und solches für uns geboten ist, entbieten wir Euch einen Gruß im Herrn, wie ihn die Fülle der innersten Winkel meines Herzens umfasst. Weiterhin soll Eure Emsigkeit wissen: Unser anwesender Mann hier, Euer Diener namens Soundso, kam zu uns und sagte uns, dass Euer Vasall^{4 Ab dem 8. Jahrhundert sind vassi, zu denen auch begüterte Freie gehörten, im unmittelbaren Umfeld von weltlichen und geistlichen Großen belegt. Sie scheinen diesen vor allem Waffendienste geleistet zu haben. Vgl. dazu F.-L. Ganshof, L’origine des rapports, S. 41-44; W. Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 89-92; S. Reynolds, Fiefs, S. 84f.; R. Deutinger, Königsherrschaft, S. 87-93.} namens Soundso Besitzungen von ihm in böser Weise zu Unrecht zurückhalte; und er sagte, dass er mit demselben keinerlei Gerechtigkeit erreichen könne. Daher grüßen wir Euch, wir bitten darum, dass Ihr befehlen mögt, diesen Fall sorgfältig zu prüfen, damit eben dieser, unser Mann Soundso, Euer Diener, darin ohne jedwede Verzögerung zu seinem Recht gelangen soll. Und wenn Ihr dies tut, folgt Ihr Eurer guten Gewohnheit; und da Ihr uns dies auferlegen werdet, unterwerfen wir uns auch, wir zögern nicht, Euch und Eure Diener im Guten zu gedenken. Handelt derart, wie ich in Euch gutes Zutrauen habe, damit solchermaßen unser Mann, Euer Diener, sich mit uns freue, weil dies durch unsere Eingabe zu Euch gelangte.

An einen über alle Maßen Weisen genügt dies.