ANTWORTSCHREIBEN1 Frühmittelalterliche Briefkommunikation diente neben dem Austausch von Nachrichten oft auch der Versicherung des gegenseitigen Wohlwollens und der Stärkung sozialer Bande. In ihrer Gestaltung folgten die Briefe häufig bestimmten Konventionen, wie dem Lob des Empfängers und der Betonung der eigenen humilitas (Bescheidenheitstopos). Ihr Stil war oft vom Bemühen geprägt, die eigene Bildung durch die Demonstration der sprachlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Darüber hinaus konnte der eigene Status auch durch den Verweis auf persönliche Verbindungen und Einflussmöglichkeiten unterstrichen werden. Diskretere inhaltliche Belange wurden dagegen zumeist den die Briefe überbringenden Boten in mündlicher Form anvertraut. Vgl. dazu
An den heiligen, aufgrund seiner Verdienste apostolischen, geliebten Herrn und Bruder in Christo, den Bischof3 Der Titel papa ist in Spätantike und Frühmittelalter eine von sieben möglichen Bezeichnungen für den Bischof. Die Reihe presbyter, antistes, praesul, pontifex, sacerdos und papa findet man unter anderem bei
Ihr sollt erfahren, dass wir Eure geweihten Gaben für das Abendmahl wie ein himmlisches Geschenk empfangen haben, als der uns gemeine ehrenwerte Sohn Soundso sie für Eure hochwürdige Exzellenz überbrachte. Wir haben die Wahrhaftigkeit Eurer Zeilen – wie ein Gericht4 Die biblische Bedeutungsebene des köstlichen und unwiderstehlichen Gerichts schwingt hier sicher mit. Esau verkaufte für ein edulium sein Erstgeburtsrecht (Gen 25,34)., so sagt man – verschlungen und waren belebt von diesem Eurem heiligen Geschenk, weil wir wegen dem, was das Schreiben enthielt, vor Freude tanzten, da wir erfuhren, dass es Euch zusammen mit den Euren gut ergehe. Und weil Euer Gnaden in solchem Maße bewegt war, dass ihr einen niedrigen Frischling5 Der Begriff tirius = tiro bezeichnet eigentlich den Rekruten. Der Briefschreiber spielt hier (leicht augenzwinkernd) auf die Seniorität des Empfängers an. für so würdig erachtet habt, um ihn zu besuchen6 Briefe galten als Substitut für körperliche Anwesenheit. Die entsprechende Topik ist typisch für die spätantik-frühmittelalterliche Briefkultur, vgl.