Schreiben an ein Kloster mit der Mahnung, bestimmte Aufträge zu erfüllen.
Unseren Herren und ehrwürdigen Brüdern, die im Kloster Soundso leben, wünscht Soundso, Knecht aller Knechte Gottes1 Vorläufer der Devotionsformel servus servorum Dei lassen sich bis in Augustinus von Hippo († 340) zurückverfolgen. Nachhaltigen Eingang in den Gebrauch durch Bischöfe und Äbte fand sie mit Papst Gregor I. († 604). Im 9. Jahrhundert wurde sie zunächst fester Bestandteil der päpstlichen Subscriptio bevor sie im 12. Jahrhundert ausschließlich mit dem Papsttum assoziiert wurde. Vgl. zur Entwicklung
Insofern empfehlen wir uns Euren allerheiligsten Gebeten an, indem wir Eure Milde anflehen, dass Ihr das Andenken an uns ohne Unterbrechung Tag und Nacht halten mögt, damit ich von Euren Fürbitten bestärkt diesen schlammigen und schlüpfrigen Pfad überall unversehrten Fußes leichter zu beschreiten vermag, auf dass ich es mir verdiene, mich den himmlischen Wohnungen3 Die himmlischen Wohnungen spielen auf Io 14,1-4 an. zuzuwenden, wenn ich hienieden dereinst von den körperlichen Fesseln befreit sein werde. Wir wollen Eure Zuneigung ferner besonders gern daran erinnern, dass Ihr untereinander den Zweck des Glaubens und das Band der Nächstenliebe bewahren sollt, damit, so wie es der Apostel4 Gemeint ist Petrus. Der zitierte Satz gehört in den Galaterbrief (Gal 6,2). lehrt, der eine die Lasten des anderen trage, auf dass ihr das Gesetz Christi erfüllen werdet. Und so wie Ihr eine Gefahr für uns erkennt, falls wir Euch jene Dinge nicht verschaffen, derer Ihr bedürft – das heißt Heilmittel für Eure Seelen – so müsst Ihr auch Eure eigene gefährliche Lage erkennen, falls Ihr die von uns auferlegten Dinge, die für Euch günstig waren, nicht erledigt habt. Und solcherart warnte uns auch der erste Hirte der Kirche5 Gemeint ist Paulus. Der zitierte Satz gehört in eine Rede an die Ältesten der Gemeinde von Ephesus (Act 20,17-35). selbst: „Achtet auf euch und auf die ganze Herde, über die der Heilige Geist euch als Aufseher aufgestellt hat, um die Gemeinde Gottes zu lenken, die er mit seinem Blut erworben hat.“ Und damit es uns womöglich nicht irgendwann einmal zuteilwerde, das zu hören, was durch den Propheten Ezechiel vorhergesagt wurde, der da spricht: „Wehe den Hirten Israels, die sich selbst zur Weide führten und meine Herde nicht zur Weide führten! Was fett war, habt ihr genommen und was schwach und krank war, habt ihr verworfen. Werden denn nicht die Herden von den Hirten zur Weide geführt?6 Der Verfasser zitiert hier eine deutlich verknappte und umgestellte Paraphrase von Ez 34,2-4: Vae pastoribus Israhel, qui pascebant semet ipsos. Nonne greges pascuntur a pastoribus? Lac comedebatis et lanis operiebamini et quod crassum erat, occidebatis; gregem autem meum non pascebatis; quod infirmum fuit non consolidastis et quod aegrotum non sanastis; quod fractum est non alligastis et quod abiectum est non reduxistis; quod perierat, non quaesistis, sed cum austeritate imperabatis eis et cum potentia („Wehe den Hirten Israels, die sich selbst zur Weide führten! Werden denn nicht die Herden von den Hirten zur Weide geführt? Die Milch habt ihr verzehrt und mit Wolle habt ihr euch bedeckt, und was fett war, habt ihr geschlachtet, meine Herde aber habt ihr nicht zur Weide geführt. Was schwach war, habt ihr nicht gestärkt, und was krank war, habt ihr nicht geheilt, was gebrochen war, habt ihr nicht verbunden, und was verstoßen war, habt ihr nicht zurückgeführt, was verloren war, habt ihr nicht gesucht, sondern mit Strenge habt ihr sie beherrscht und mit Macht“).“. Daher soll es für Euch eine Bürde sein, was derselbe Prophet im Folgenden sagt: „Wenn du aber einem Gottlosen nicht verkündigst, damit er sich von seiner Ungerechtigkeit abwende, wird er selbst als Gottloser in seiner Ungerechtigkeit sterben, sein Blut aber werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du aber dem Gottlosen verkündigst, damit er sich von seiner Ungerechtigkeit abwende, und jener nicht umkehrte, wird er selbst zwar als Gottloser in seiner Ungerechtigkeit sterben, du aber hast deine Seele befreit7 Auch hier zitiert der Verfasser wieder eine deutlich verknappte Paraphrase von Ez 3,18f.: Si dicente me ad impium morte morieris non adnuntiaveris ei neque locutus fueris, ut avertatur a via sua impia et vivat, ipse impius in iniquitate sua morietur, sanguinem autem eius de manu tua requiram. Si autem tu adnuntiaveris impio et ille non fuerit conversus ab impietate sua et via sua impia, ipse quidem in iniquitate sua morietur, tu autem animam tuam liberasti („Wenn du, sobald ich zu einem Gottlosen sage: ›Du wirst des Todes sterben‹, es ihm nicht ankündigst und du nicht 〈zu ihm〉 sprichst, damit er sich von seinem gottlosen Weg abwende und lebe, wird er selbst als Gottloser in seiner Ungerechtigkeit sterben, sein Blut aber werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du es aber dem Gottlosen ankündigst und dieser nicht umkehrt von seiner Gottlosigkeit und seinem gottlosen Weg, wird er selbst zwar in seiner Ungerechtigkeit sterben, du aber hast deine Seele befreit“).“. Wir müssen Euch an alles erinnern, was Euer wahres Heil betrifft. Ihr sollt, so wie wir es gesagt haben, Mitwirkende an den von uns auferlegten Dingen sein, die für Euch heilbringend sind.