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Flavigny Pa 7m (deu)

Schreiben an den Kaiser

Auszug aus einem Schreiben an den Kaiser wegen der auf dessen Verordnungen zurückgeführten Christenverfolgung.

DESGLEICHEN^{1 Bei Flavigny Pa 7 handelt es sich gewissermaßen um eine Sammlung in der Sammlung, die zwölf unterschiedliche Briefe oder Briefteile umfasst.} AN DEN KAISER^{2 Es handelt sich um einen Auszug aus einem Brief des Bischofs Melito von Sardes (2. Jhd.) an Kaiser Marc Aurel († 180), der vollständig aus dem 26. Kapitel des vierten Buchs der lateinischen Übersetzung der Kirchengeschichte des Eusebius von Caesarea († 340) entnommen wurde, die wir Rufinus von Aquilea († 411/412) verdanken. Der Text wird dort im Zusammenhang mit einer Würdigung der Leistungen des Melito zitiert. Über Melito selbst ist praktisch nichts weiter bekannt. Das Schreiben selbst wurde wohl im Vorfeld einer Reise Marc Aurels im November 176 nach Kleinasien verfasst und fällt in einer Phase starker christlicher Apologetik gegenüber dem Kaiser. Vgl. M. Sordi, Die „neuen Verordnungen“, S. 179f. Die griechische und die lateinische Fassung der Kirchengeschichte sind gemeinsam ediert bei E. Schwartz/Th. Mommsen (Hgg.), Eusebius Werke, Bd. 2. Die Kirchengeschichte, Leipzig 1903-1909. Für den Brief vgl. T.1, S. 385. Eine deutsche Übersetzung des griechischen Originals liegt vor von Ph. Häuser (Hg.), Eusebius. Ausgewählte Schriften, Bd. 2, Kirchengeschichte, München 1932 (= Bibliothek der Kirchenväter 1 [2. Reihe]); für den Brief vgl. S. 198f. Echte Varianten gegenüber der Handschrift P3 sind im Apparat verzeichnet (Sigle: Momm).}

So etwas , sagt er^{3 Im Gegensatz zum vorausgehenden Brief wurde hier das inquid (= inquit), das den Wortlaut des Textes mit der übergeordneten Erzählung der Historia Ecclesiastica verbindet, beim Ausheben des Briefes nicht entfernt.}, geschah noch niemals zuvor; das Geschlecht der Frommen erduldet Verfolgung! Überall vertreibt man sie, seit in ganz Asien neue Erlasse verbreitet wurden^{4 Der Hintergrund dieser „neuen Erlasse“ ist in der Forschung umstritten. Vgl. dazu etwa M. Sordi, Die „neuen Verordnungen“, insb. S. 183-189, die von Verschiebungen in den Zuständigkeiten der polizeilichen Verfolgung in den Provinzialverwaltungen ausgeht. Kritisch dazu P. Keresztes, War Marc Aurel ein Christenverfolger? S. 293-295, der selbst von einer in Folge kaiserlicher Gesetzgebung gestiegenen Nachfrage nach billigen Gladiatoren als Ursache für die Gewaltwelle gegen die Christen – die als verurteilte Verbrecher als Gladiatoren verkauft werden konnten – ausgeht. In jedem Fall scheinen insbesondere Christen in Gallien und Kleinasien von den Ausschreitungen betroffen gewesen zu sein.}! Schamlose und ränkevolle Menschen, die fremdes Gut zu rauben trachten, haben nämlich aufgrund kaiserliche Verordnungen die Gelegenheit ergriffen und schwärmen Tag und Nacht nach Räuberart umher und berauben Unschuldige^{5 Bereits in den Jahren nach 166 war es zu Ausschreitungen gegen die Christen gekommen, als sich in der Folge des Partherfeldzuges des Lucius Verus († 169) die Pest im Reich ausbreitete und Marc Aurel reichsweit Reinigungszeremonien und die Wiederherstellung von Kulten anordnete. 176/177 scheinen diese in verschärfter Form wieder aufgeflammt zu sein. Vgl. P. Keresztes, War Marc Aurel ein Christenverfolger? S. 285-290.}. Wenn diese Dinge allerdings auf Deinen Befehl hin geschehen, sind wir überzeugt, dass gut ist, was auch immer man gerechterweise auf kaiserlichen Befehl tut.