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Angers 51 (deu)

Mandat zur Verfolgung eines Sklaven

Mandat, mittels welchem eine Person einen Mann beauftragt und ermächtigt, an ihrer statt einen entflohenen heidnischen Sklaven zu verfolgen.

ES BEGINNT EINE VOLLMACHT

An den Herrn [und] Bruder^{1 Die Anrede fratri wird hier wohl im christlichen Sinne („Bruder in Christo“) gebraucht.} Soundso, ich, der Handelsmann Soundso. Ich frage, bitte^{2 Bei preco handelt es sich um die rückgebildete Aktivform des Deponens precari.} und flehe Dich an. Durch diese Vollmacht sollst du in der Lage sein, an meiner statt meinen Sklaven von heidnischer^{3 Das Wort gentes im Sinne von „fremde (d.h. nichtrömische) Völker“ wird bereits vom frühen Christentum als Begriff für die „nicht zum Volke Israel gehörende Völker“ des Alten Testaments gebraucht und auf die „Heiden“ der Gegenwart übertragen. Zur Entwicklung des Begriffs E. Löfstedt, Late Latin, S. 74f.} Herkunft namens Soundso, der mir entfloh, überall wo man denselben finden kann, aufzuspüren, sei es im Gau, sei es am Hof oder überall sonst im Lande^{4 Vgl. franz. pays oder okzitanisch paes.}. Wohin auch immer Du dafür an meiner statt gehst, sollst Du ihn verfolgen, verklagen und vor Gericht bringen.^{5 Die Handschrift überliefert die dunkle Formulierung Quicquid exinde ad uicem meam eas, prosequere et excausare, admallare faceas. Das quicquid steht sicher für ein quoquo. Der Autor hat offenbar das Pronomen quisquis (Ablativform quoquo) und das Adverb quoquo verwechselt und die auch im nächsten Satz (richtig) gebrauchte Akkusativform quicquid für den scheinbaren Ablativ quoquo gesetzt. Das Eintreten der Ablativ- für die Akkusativform (und umgekehrt) lässt sich in den Formeln von Angers regelmäßig beobachten. Vergleicht man die Formulierung mit dem Wortlaut von Form.And. 48 (ubi et ubi eas uel meas prosequere et admallare et adcausare facias), stellt man außerdem fest, dass lediglich das eas an einer syntaktisch falschen Stelle steht, denn die Infinitive prosequere, excausare und admallare hängen von faceas ab und bilden gemeinsam eine Befehlsform. Offenbar wurde das eas beim Abschreiben zunächst vergessen und dann vor dem faceas ergänzt. Die Unsicherheit an dieser Stelle wird auch an der Ausführung der Handschrift deutlich. Das faceas auf fol. 175v wurde noch beim Schreiben aus facere verbessert.} Und Du sollst freilich wissen, dass ich alles, was auch immer Du deswegen an unser statt durchführen, tun und ausführen musst, als gültig anerkennen werde.^{6 Regelungen zur Mandatierung finden sich ausschließlich im römischen Recht. Seit der Spätantike waren diesem zu Folge Mandate gerichtlich zu registrieren. Die (zumeist schriftlich erteilten) Mandate konnten dabei sowohl nur äußerst begrenzten als auch sehr umfassenden Inhalts sein. Zugleich flossen auch die bislang getrennten Formen des Auftrages (bei dem der Mandatar zu einer Ausführung verpflichtet war) und der Ermächtigung (bei welcher der Mandatar zu einer Ausführung berechtigt, aber nicht zwingend verpflichtet war) im Mandat zusammen. Vgl. dazu E. Levy, Weströmisches Vulgarrecht, S. 63f., 68f., 150-154 und 288-291; M. Kaser, Das römische Privatrecht II, S. 415f; H. Siems, Handel und Wucher, S. 412f.}.

Vollmacht [erteilt] in der Stadt Angers^{7 Angers (Frankreich, département Maine-et-Loire, chef-lieu).}.