Littera formata eines Erzbischofs [von Tours] an einen Bischof betreffs eines Priesters, der in die Diözese des Adressaten wechseln möchte.
[ohne Titel]1 Die vorliegende Formel ist ausschließlich in Wa1 überliefert (fol. 268v-269r) und schließt sich dort direkt an die regula formatarum an (fol. 267v-268r). Es handelt sich hier um ein Beispiel für eine littera bzw. epistola formata, deren Authentifizierungstechnik in der vorrausgehenden regula erläutert wird.
Dem allererlauchtesten und allerheiligsten Bruder in Christo, Bischof Soundso, wünscht desgleichen der unwürdige Erzbischof Soundso2 Im zugrundeliegenden Schreiben sicher Erzbischof Landran I. von Tours (815-836), wie sich aus der Nennung von Joseph als unmittelbarem Vorgänger und der Erwähnung von Abt Fridugis ergibt. Zur Identifikation
Es nahm ferner der anwesende Priester namens Soundso bei unserer Geringfügigkeit seine Zuflucht und erinnerte uns wieder daran, dass unser Vorgänger, der Herr Joseph3 Joseph I., Erzbischof von Tours (792-815)., ihn auf Fürbitten von Fridugis4 Abt Fridugis von Saint Martin de Tours (804-834), der Nachfolger Alkuins., dem Abt im Namen des Heiligen Martin, auf dem Landgut, das Soundso heißt, geweiht hat, und er erinnerte daran, dass wir ihn am Tag seiner Weihe befragt haben. Daher haben wir denselben zu Eurer Klugheit geschickt, damit es dem Soundso erlaubt werde, seinen Dienst in Eurer Diözese zu verrichten5 Es handelt sich damit um einen Wechsel des Priesters von einer Diözese in eine andere. Bereits die Konzilien des 4. und 5. Jahrhunderts hatten Priester an ihre Dienstorte gebunden. Solche Wechsel bedurften also der Zustimmung des jeweiligen vorgesetzten Bischofs. Die älteren Bestimmungen wurden unter Karl dem Großen wieder bestärkt. Vgl. dazu
AƆ‑CHN, was für die Zahl Neunundneunzig11 99 ist die Quersumme des Wortes amen in griechischen Buchstaben (Α = 1 + Μ = 40 + Η = 8 + Ν = 50). Zum griechischen Zahlsystem, bei dem einzelnen Buchstaben bestimmte Zahlenwerte zugewiesen werden, vgl.