Empfehlungsschreiben an einen
EMPFEHLUNGSSCHREIBEN1 Frühmittelalterliche Briefkommunikation diente neben dem Austausch von Nachrichten oft auch der Versicherung des gegenseitigen Wohlwollens und der Stärkung sozialer Bande. In ihrer Gestaltung folgten die Briefe häufig bestimmten Konventionen, wie dem Lob des Empfängers und der Betonung der eigenen humilitas (Bescheidenheitstopos). Ihr Stil war oft vom Bemühen geprägt, die eigene Bildung durch die Demonstration der sprachlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Darüber hinaus konnte der eigene Status auch durch den Verweis auf persönliche Verbindungen und Einflussmöglichkeiten unterstrichen werden. Diskretere inhaltliche Belange wurden dagegen zumeist den die Briefe überbringenden Boten in mündlicher Form anvertraut. Vgl. dazu
Dem ausgezeichneten2 Im Gegensatz zum vir illuster ist ein dom(i)nus illuster nicht als eigenständiger Rang- oder Ehrentitel belegt. Das Epitheton illuster dient hier zur höflichen Anrede für einen dom(i)nus der (auch) vir illuster. und an allem allerprächtigsten und durch edle Abkunft gezierten und erhöhten Herrn Soundso, wagt der Sünder Soundso einen Gruß im Herrn zu entbieten.
Obgleich Eure Exzellenz meiner Wenigkeit kaum bekannt sein sollte3 In allen erhaltenen Abschriften dieser Formel ist tatsächlich excellentia das Subjekt und parvitat(i) meae Dativ-Objekt zu cognita sit. Der Verfasser spielt damit wohl auf die räumliche Entfernung zum Empfänger oder andere Umstände an, die eine (persönliche) Bekanntschaft bislang verhindert haben. Er impliziert, dass er den Empfänger faktisch eigentlich nicht kennen kann, ihm dieser aber durch Erzählungen aber doch wohlbekannt ist. , habe ich dennoch durch den Bericht vieler Leute von Eurer wahrlich tiefen Demut gegenüber dem Herrn und Eurer um des ewigen Lohns willen unverdrossenen Sorge um die Knechte Gottes und seine Armen erfahren. Von solch Beherztheit ermuntert, haben wir diese Zeilen meiner Niedrigkeit durch die anwesenden Boten, Eure Diener, unsere Brüder in Christo, an Eure Herrschaft geschickt, durch die wir Eure Emsigkeit vielmals zu grüßen wagen, falls Euch diese Verwegenheit nicht kränkt, und (durch die wir) Euch darum bitten, dass Ihr die Güte haben mögt4 In der Bedeutung „die Güte haben etw. zu tun“ findet sich iubere immer wieder in frühmittelalterlichen Briefen. Unter anderem Bischof Desiderius von Cahors (