Empfehlungsschreiben an einen Abt mit der Bitte, den Träger des Schreibens in sein Kloster aufzunehmen.
BITTGESUCH1 Frühmittelalterliche Briefkommunikation diente neben dem Austausch von Nachrichten oft auch der Versicherung des gegenseitigen Wohlwollens und der Stärkung sozialer Bande. In ihrer Gestaltung folgten die Briefe häufig bestimmten Konventionen, wie dem Lob des Empfängers und der Betonung der eigenen humilitas (Bescheidenheitstopos). Ihr Stil war oft vom Bemühen geprägt, die eigene Bildung durch die Demonstration der sprachlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Darüber hinaus konnte der eigene Status auch durch den Verweis auf persönliche Verbindungen und Einflussmöglichkeiten unterstrichen werden. Diskretere inhaltliche Belange wurden dagegen zumeist den die Briefe überbringenden Boten in mündlicher Form anvertraut. Vgl. dazu
Dem heiligen Herrn und Gottesverehrer und mir in Christo ehrenwerten Bruder, Abt Soundso, sende ich, der Soundso, mit besten Wünschen einen Gruß in Christo.
Zunächst unterbreite ich (Euch) dies hier, so als ob ich selbst anwesend wäre und mich vor Euren Füßen zu Boden geworfen hätte, auf dass Ihr, wenn das bescheidene Schreiben meiner Niedrigkeit Euren heiligen Händen übergeben werden wird, für mich und die Meinen, welche mir die Liebe in Christo unterstellt hat, die Brüder3 Auch hier dürften wieder die Boten gemeint sein, die den Brief überbringen. mit Bitten dem Herrn anempfehlen mögt. Weiterhin möchte unser Bruder in Christo Soundso, der Euch untertan ist, [sich] von einer himmlischen Bestimmung entflammt durch Eure Heiligkeit dem Gehorsam unterwerfen. Er bat darum, dass unser Schreiben ihn Euren Hochwürden anempfehle, durch welches wir flehentlich darum ersuchen, dass dieses Schaf, nachdem es von der Hand des guten Hirten Christus4 Der „Gute Hirte“ ist eine der ältesten und häufigsten Bezeichnungen für Christus. Neben der Selbstbezeichnung (Io 10,11-14) spielt hier vor allem das „Gleichnis vom verlorenen Schaf“ (Mt 18,12-14/Lc 15,1-7) und Ps 23 eine große Rolle. Die Darstellung des Guten Hirten gehört zu den ältesten Elementen christlicher Ikonographie. dem Schlund des Wolfs entrissen wurde, durch deine Umsicht zur Hürde der Herde Christi zurückgeführt werde und dass – das erbitte ich – gleichermaßen an Stelle des Vaters und des Arztes Eure fromme Wachsamkeit jenem Siechen gegenüber herrschen soll, den Ihr, wenn er seine vorherigen Gesundheit zurückerlangt hat, gemeinsam mit den übrigen dem Hirten aller Dinge unversehrt vorzeigen mögt. Welcher Lohn auf deine Mühen folgen soll, weißt Du, der Du von den göttlichen Aussprüchen bestens darin unterwiesen bist.
Lebwohl in meinem Angedenken, ehrwürdiger Bruder in Christo.