Schreiben eines Bischofs an den Erzbischof von Trier wegen der von einer Äbtissin veranlassten Weihe eines Priesters, einer Angelegenheit, in welcher der Bischof auf königliche Anweisung hin ermittelt hatte.
SCHREIBEN AN EINEN BISCHOF1 Das entsprechende Stück ist nur in Le3 überliefert.
An den vortrefflichen, rechtgelehrten, mit dem Geist der Weisheit2 Der Verfasser nennt hier die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die auf Is 11,2f. zurückgehen: „und auf ihm wird der Geist des Herrn ruhen, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Frömmigkeit; und der Geist der Furcht vor dem Herrn wird ihn erfüllen“ (et requiescet super eum spiritus Domini, spiritus sapientiae et intellectus, spiritus consilii et fortitudinis, spiritus scientiae et pietatis; et replebit eum spiritus timoris Domini). Das 9. Jahrhundert zeigte ein starkes Interesse an den Gaben. Hrabanus Marus (†856) Hymnus Veni, creator spiritus bezieht sich explizit auf die „Siebenfaltigkeit“ (septiformis) der Geistesgaben. versehenen, mit der Gnade des Verstandes ausgezeichneten, von der Vernunft der Rates erfüllten, durch den Geist der Stärke zuversichtlichen, durch die Begabung zur Erkenntnis vollendeten, durch das Geschenk der Frömmigkeit erhabenen [und] durch die Gnade der Furcht vor dem Herrn erfüllten Soundso, durch Gottes Gabe Metropolit, Bischof der Trierer Kirche3 Der Bischof von Trier besaß seit dem 4. Jahrhundert Metropolitanrechte, die jedoch nach 626/627 verfallen zu sein scheinen. Wiederhergestellt wurden sie erst Ende der 770er unter Karl dem Großen, der sie jedoch zu Zeiten der Episkopate Richbods (791/792-804) und seiner Nachfolger Wizzo und Amalar († 814) suspendiert zu haben scheint. Erst zum Regierungsbeginn Ludwigs des Frommen 814 wurde diese Suspendierung wieder aufgehoben. Vgl. dazu
Im Übrigen soll Eure Liebe über jenem Priester namens Soundso etwas erfahren, das Euch keineswegs verborgen bleiben wird. Der Herr König befahl uns bezüglich desselben nachzufragen, ob der Herr Soundso ihn zum Priester geweiht habe. Und wir forschten in dieser Angelegenheit standhaft anhand glaubwürdiger Zeugen nach [und erfuhren], dass dieselbe Frau Äbtissin, [ihn] für seine Klerikerwürde zum Herrn Soundso geschickt hat, und [dieser] ihn zu den kanonischen Rechten eines Priesters geweiht hat. Deswegen haben wir dieses Gruß- und Bittschreiben an Euch gerichtet, damit Ihr in der Lage seid, diese Angelegenheit bei Euch und Euren Getreuen zu erwägen. So, wie Ihr […]7 Die Handschrift überliefert die dunkle Konstruktion sicut vos me nescitis, quia Deus scit, cui nulla latet, in quantum nobis Deus intellectum dedit. Die Formulierung sicut vos me nescitis ist ansonsten unbelegt und untypisch für einen Brief. Zwischen vos und me erfolgt der Seitenwechsel. Offenbar ist hier Text ausgefallen. Das me kann damit durchaus auch Endsilbe eines Adverbs (z.B. minime) sein. Ihr nicht wisst, denn Gott, dem nichts verborgen bleibt, weiß, in welchem Umfang uns Gott Verstand gegeben hat; ich bin Euch treu ergeben und bin begierig es zu bleiben, solange ich lebe; wir und unsere Kanoniker erflehen für Euch wegen jenem, was wir oben aufgeführt haben, das besondere Erbarmen des Herrn, indem jene täglich den Psalter hervorbringen8 Ganz wörtlich „durch das tägliche Gebären des Psalters jener“., damit derselbe Euch eine Rüstung sei9 Der Verfasser spielt auf die „Rüstung Gottes“ aus Eph 6,11-17 an: „Kleidet euch in die Rüstung Gottes, damit ihr gegen die Nachstellungen des Teufels bestehen könnt! … Daher empfangt die Rüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen könnt und bestehen, nachdem alles vollendet ist! Steht daher die Lenden gerüstet mit Wahrheit und bekleidet mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und eure Füße beschuht mit der Vorbereitung der Botschaft des Friedens! Nehmt in allem den Schild des Glaubens auf, mit dem ihr alle feurigen Geschosse des Widersachers auslöschen könnt, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das das Wort Gottes ist“ (Induite vos arma Die, ut possitis stare adversus insidias diaboli … Propterea accipite armaturam Die, ut possitis resistere in die malo et omnibus perfectis stare; state ergo succincti lumbos vestros in veritate et induti loricam iustitiae et calciati pedes in praeparatione evangelii pacis in omnibus sumentes scutum fidei, in quo possitis omnia tela nequissimi ignea extinguere, et galeam salutis adsumite et gladium Spiritus, quod est verbum Dei)., der Brustpanzer der Gerechtigkeit, der Helm des Heils für Euer Haupt, Mut und Tapferkeit, Friede und Freude und ein ewiger Sieg! Amen. Oh erhabener Schöpfer! Wunderbar ist er, der prächtig am Himmelsrund zu schauen ist, derselbe soll Euch Tag und Nacht behüten, zu jeder Stunde und in jedem Augenblick, so wie David10 Zur christlichen Wahrnehmung König Davids als großen Kämpfer und Anführer vgl.