Schreiben an einen Bischof mit der Bitte, einen in Ungnade Gefallenen wieder aufzunehmen.
[ohne Titel]1 Bei Flavigny Pa 7 handelt es sich um eine Sammlung in der Sammlung, die zwölf unterschiedliche Briefe oder Briefteile umfasst.
An den Herrn und Vater in Christo, den wir wegen eines apostolischen Stuhls ehren müssen, den Herrn Soundso, Euer persönlicher Knecht Soundso2 Frühmittelalterliche Briefkommunikation diente neben dem Austausch von Nachrichten oft auch der Versicherung des gegenseitigen Wohlwollens und der Stärkung sozialer Bande. In ihrer Gestaltung folgten die Briefe häufig bestimmten Konventionen, wie dem Lob des Empfängers und der Betonung der eigenen humilitas (Bescheidenheitstopos). Ihr Stil war oft vom Bemühen geprägt, die eigene Bildung durch die Demonstration der sprachlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Darüber hinaus konnte der eigene Status auch durch den Verweis auf persönliche Verbindungen und Einflussmöglichkeiten unterstrichen werden. Diskretere inhaltliche Belange wurden dagegen zumeist den die Briefe überbringenden Boten in mündlicher Form anvertraut. Vgl. dazu
Wir wagen es, Euch auf vielerlei Weise Grüße im Herrn zu senden. Eure Heiligkeit, oh Herr, soll erfahren, dass Euer Diener namens Soundso zu uns kam und sagte, dass er Euch gegenüber nachlässig gewesen sei und darum Eure Gnade nicht mehr genösse. Wir bitten daher, während wir Euch gleichsam persönlich Eure Knie küssen3 Der Kniekuss findet sich vor allem im oströmisch-byzantinischen Herrscherzeremoniell. Im Westen findet sich sein Gebrauch zunächst in der Regula Magistri gegenüber dem Abt geregelt. Spätestens im 9. Jahrhundert fand er auch Eingang in das Zeremoniell der Bischofsordination. Generell scheint er ein Zeichen der Begrüßung oder der Bitte gewesen zu sein, dem ein Charakter der Untertänigkeit und des Gehorsams innewohnte. Einen Überblick über die Entwicklung bietet