Beginn eines Schreibens im Namen einer Mönchsgemeinschaft an einen fremden Abt mit der Bitte um gegenseitige Gebete
DESGLEICHEN EIN WEITERES1 Bei Flavigny Pa 7 handelt es sich um eine Sammlung in der Sammlung, die zwölf unterschiedliche Briefe oder Briefteile umfasst.
An den heiligen Herrn, der auch die heiligen Zeremonien beaufsichtigt, den Herrn und Vater in Christo Soundso, ich, der Soundso2 Frühmittelalterliche Briefkommunikation diente neben dem Austausch von Nachrichten oft auch der Versicherung des gegenseitigen Wohlwollens und der Stärkung sozialer Bande. In ihrer Gestaltung folgten die Briefe häufig bestimmten Konventionen, wie dem Lob des Empfängers und der Betonung der eigenen humilitas (Bescheidenheitstopos). Ihr Stil war oft vom Bemühen geprägt, die eigene Bildung durch die Demonstration der sprachlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Darüber hinaus konnte der eigene Status auch durch den Verweis auf persönliche Verbindungen und Einflussmöglichkeiten unterstrichen werden. Diskretere inhaltliche Belange wurden dagegen zumeist den die Briefe überbringenden Boten in mündlicher Form anvertraut. Vgl. dazu
Wir wagen es zusammen mit der ganzen Gemeinschaft unserer Brüder, Euch in Gott vollumfängliche Grüße zu schicken, sowohl Euch selbst als freilich auch Eurer Gemeinschaft, die der Herr Euch unter der Vorschrift3 Das norme steht für ein norma. der heiligen Regel zu ihrem Schutz in die Hand gab. Wir bitten Eure Barmherzigkeit und Brüderlichkeit darum, dass es zwischen uns und Euren Mönchen besondere Gebete geben soll, weil, obschon unser körperlicher Umgang auf der Weite der Erde entfernt voneinander stattfinden mag4 Bei distit handelt es sich um eine orthographische Variante zu distet., jene aber, wie Ihr wohl wisst, die Weite der Erde nicht trennen kann, welche die wahre Liebe verbindet, weil, auch wenn einer sich im Osten und ein anderer sich im Westen befinden mag, beide im Gebet zum Herrn gleichermaßen in der Liebe vereinigt sind5 Derartige Gebetsverbrüderungen, bei denen Mönche unterschiedlicher Klöster einander in Fürbitten gedachten, waren keineswegs selten. Für Flavigny lässt sich beispielsweise eine derartige Gebetsbruderschaft mit den Mönchen der Reichenau dem „Reichenauer Verbrüderungsbuch“ (Zürich, ZB, Ms. Rh. hist. 27) entnehmen: Auf fol. 43v findet sich eine Liste mit den NOMINA FR[ATRU]M DE COENOBIO QUOD FLAVINIACENSIS VOCATUR. Mit Apollenarius (†826) und Vigilius (†834) finden sich darüber hinaus auch zwei bedeutende Äbte von Flavigny an prominenter Stelle unter den NOMINA AMICORUM VIVENTIUM; vgl. dazu