[Ohne Titel]1 Bei dem vorliegenden Stück handelt es sich um eine zur Formel aufbereitete Fassung des Epitaphium Alchuuini (
Hier, ich bitte Dich, verweile ein wenig, wenn Du vorbeikommst, Wanderer,
und erforsche in Deinem Herzen meine Worte,
damit auch Du Dein Schicksal anhand meiner Erscheinung erkennst:
Es wandelt sich, ach, die Gestalt; wie die meine so auch die Deine.
Was Du jetzt bist, berühmt auf Erden, das war ich einmal, Wanderer,
und was ich jetzt bin, das wirst Du einmal sein.
Ich jagte die Vergnügungen der Welt mit eitler Liebe,
jetzt bin ich Asche und Staub und Fraß für die Würmer.
Darum denke daran, Dich mehr um die Seele zu sorgen
als um das Fleisch, denn diese bleibt, jenes vergeht.
Warum verschaffst Du Dir Ländereien? Du siehst doch in welch kleiner Höhle
mich die Grabesruhe hier hält: So klein wird auch die Deine sein.
Warum gierst Du danach, den Körper mit tyrischem Purpur2 Bei tyrischem Purpur handelte es sich um den wertvollsten, aus der Hexaplex trunculus und der Stramonita haemastoma gewonnenen Purpur. Der Gebrauch dieses Farbstoffes war aufs engste mit dem römischen Kaisertum verbunden. Im frühen Mittelalter wurde Konstantinopel zunehmend zur einzigen Quelle für tyrischen Purpur. Vgl.
den bald der hungrige Wurm im Staub frisst?
Wie Blüten verwehen, wenn der bedrohliche Wind kommt,
so vergehen nämlich Dein Leib und Dein ganzer Ruhm.
Gib Du mir, ich bitte Dich, Leser, etwas als Gegengabe für dieses Gedicht
und sprich: „Gib, oh Christe, Vergebung Deinem Diener“.
Ich beschwöre Dich, lass keine Hand das fromme Recht dieser Grabstätte verletzen,
bis die Engelsposaune von der Höhe erschallt:
„Du, der Du im Grabe liegst, erhebe Dich aus dem Staub der Erde,
der mächtige Richter erscheint für unzählige Tausende“.
Soundso3 An dieser Stelle wurde der Namen Alchuine durch ille ersetzt, was eigentlich einen Verstoß gegen das Versmaß darstellt. Um das Gedicht als formal korrektes Gedicht zu nutzen, musste wieder ein passender Name eingetragen werden. war mein Name, Weisheit war mir stets lieb,
sprich für ihn Gebete im Geiste, wenn Du diese Inschrift liest.
Hier ruht seligen Angedenkens Herr Soundso4 Das ursprüngliche Gedicht nennt auch Alkuins Stellung als Abt von Saint-Martin., der in Frieden am ......... starb5 In der Handschrift ist anstelle des Todesdatums eine deutliche Lücke im Text gelassen worden. Das ursprüngliche Gedicht legt das Datum auf den 19. Mai fest.. Wenn Ihr dies lest, oh Ihr alle, betet für ihn und sprecht: „Ewige Ruhe gebe ihm der Herr“6 Der Ausspruch zitiert den Beginn der lateinische Totenmesse requiem aeternam dona eis, Domine „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe“.. Amen.